Hamburg, Harleys, Hochzeitstage

Erstellt am 10.8.15. Kategorie: Reiseberichte

Wrist_HH058Vor einigen Wochen flatterte uns erfreuliche Post ins Haus: Jens’ Onkel und Tante aus Wrist in Schleswig-Holstein luden uns zu ihrer Goldenen Hochzeit ein. Schon im vergangenen Jahr hatten Jens’ andere Tante und Onkel dort ihre Goldene Hochzeit gefeiert. Das hatten wir zum Anlass genommen, im August 2014 eine Woche Urlaub in Norddeutschland zu machen (Bericht siehe hier). Diesmal jedoch sollte die Feier außerhalb der bayerischen Schul- und Semesterferien an einem Samstag im Juni stattfinden und so entschlossen Jens und ich uns schließlich, zu zweit anzureisen und für diesen Kurztrip das Flugzeug zu nehmen, denn die lange Autofahrt hätte sich für nur zwei Übernachtungen gar nicht rentiert.

Gesagt, getan. Flo fuhr uns am Samstag Vormittag zum Münchner Flughafen (wie praktisch, wenn man einen Sohn mit Führerschein hat!) und Air Berlin brachte uns in kurzer Zeit nach Hamburg. Vom Flughafen Fuhlsbüttel fuhren wir mit der S-Bahn zum Bahnhof Altona und von dort weiter mit dem Regionalexpress nach Wrist. Glücklicherweise ist das Lokal „Café Sievert“, in dem die Feier stattfinden sollte, direkt am Bahnhof gelegen und hat außerdem auch ein paar schöne Gästezimmer. Hier hatten Jens und ich für eine Nacht reserviert und konnten so nach einer wunderschönen Feier mit viel Gelächter, Tanz und vor allem einem schönen Wiedersehen mit vielen lieben Verwandten quasi ohne Umwege direkt erschöpft in unsere Betten fallen.

Am nächsten Morgen gab es noch ein gemeinsames Frühstück mit dem Jubelpaar, dann verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Rückweg nach Hamburg. Denn, so hatten Jens und ich beschlossen: Wenn wir schon die weite Reise auf uns nehmen, dann hängen wir noch eine Nacht in der Hansestadt dran! Und dafür hatten wir uns auch ein ganz besonderes Hotel ausgesucht, das Hotel Hafen Hamburg, das direkt an den Landungsbrücken gelegen ist. Denn schließlich feierten auch wir beide einen Hochzeitstag. Zwar noch nicht den 50., sondern erst den 20. und das genau genommen auch erst zwei Wochen später, aber als Grund, uns in Hamburg etwas Besonderes zu gönnen, genügte uns das allemal! Als wir den S-Bahnhof Landungsbrücken verließen, strahlte die Sonne von einem wolkenlos blauen Himmel und bescherte uns diesen herrlichen ersten Blick auf unser Hotel:

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Wir wurden ausgesprochen freundlich begrüßt und konnten sogar schon unser Zimmer beziehen, obwohl es gerade erst Mittag war, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Das Zimmer war wunderschön, mit netten kleinen Details, aber am allermeisten begeisterte uns der Blick aus den drei Fenstern: Wir sahen direkt auf den Hafen, die Elbe und die Landungsbrücken hinunter.

Und schnell merkten wir auch: Hier ist heute irgendwas Besonderes los, denn die Leute, die sich am Straßenrand und auf der Fußgängerbrücke drängten, wurden immer mehr. Schon beim Frühstück hatte jemand erwähnt, dass in Hamburg gerade die Harley-Tage stattfinden würden und ein kurzer Blick ins Internet bestätigte uns, dass die große Abschlussparade direkt hier am Hotel vorbeiführen würde. Also machten wir es uns in den Sesseln am Fenster bequem und warteten gespannt, was da kommen würde. Plötzlich klopfte es an der Zimmertür: Ein Hotelpage kam und servierte uns eine Flasche Rotwein zusammen mit einer Glückwunschkarte. Wir waren ganz überrascht, aber dann fiel mir ein, dass ich bei der Buchung unseren 20. Hochzeitstag erwähnt hatte mit der Bitte, uns ein Zimmer mit besonders schöner Aussicht zu reservieren. Nicht nur diese Bitte war erfüllt worden, nun kam auch noch diese Überraschung dazu! Wir freuten uns wirklich sehr über diese nette Geste. Dann aber wendeten wir unsere Aufmerksamkeit wieder dem Ausblick zu, denn endlich ging es los! Die Ordner brachten die letzten Pylonen in Stellung und sperrten damit die Durchfahrt für alle anderen Fahrzeuge. So mancher Autofahrer und sogar ein Reisebus blieben einfach mitten auf der nun gesperrten Straße stehen, die Fahrgäste stiegen aus und gesellten sich zu den übrigen Zuschauern. Und dann endlich kündigten Polizeiautos und -motorräder den Beginn der Parade an und schließlich brummten die schweren Motorräder an uns vorbei. Nicht nur Harleys waren dabei, sondern auch Mopeds, Roller und jede Menge Funbikes und -cars, die allesamt stürmisch bejubelt wurden. Eine geschlagene halbe Stunde dauerte das Spektakel, bis auch das letzte Motorrad an uns vorbei gefahren war und die Straßensperrung wieder aufgehoben wurde.

Nun endlich machten auch wir uns auf, um die Stadt zu erkunden. Zwar waren wir schon häufiger hier, aber es ist jedes Mal aufs Neue faszinierend, hier am Hafen zu stehen und die großen Pötte vorbeiziehen zu sehen! Wir hatten uns für den Hamburger Verkehrsverbund eine Tageskarte gekauft und in dieser Karte ist auch die Benutzung der Fähren auf der Elbe enthalten. So stiegen wir an den Landungsbrücken spontan aufs Schiff in Richtung Museumshafen Övelgönne. Wir erwischten einen schönen Platz auf dem Oberdeck und sahen den Altonaer Fischmarkt, schöne alte und aufregende neue Gebäude an uns vorüberziehen.

Am Museumshafen wollten wir eigentlich aussteigen, aber weil es grad so schön war, beschlossen wir spontan, noch bis Finkenwerder weiterzufahren. Von dort ging die Fahrt zurück und schließlich stiegen wir doch in Övelgönne aus, um das Feuerschiff „Elbe 3“ zu besichtigen.

Danach gönnte ich mir ein Matjesbrötchen (wat mut, dat mut!), bevor wir zum nahegelegenen Elbstrand schlenderten, an dem heute mächtig was los war – kein Wunder bei dem schönen Wetter! Eine Weile saßen auch wir gemütlich am Ufer, doch schließlich machten wir uns auf den Rückweg. Diesmal nicht per Schiff, sondern zu Fuß, auf dem Elbhöhenweg, der uns durch etliche schöne Parks entlang der Elbe führte. Überall saßen oder lagen Leute auf dem Gras, machten Picknick, lasen oder genossen einfach das gute Wetter. Am Altonaer Balkon genossen wir einen wunderbaren Blick auf die Köhlbrandbrücke und auf die spannenden Neubauten am Altonaer Cruise Center – diesmal jedoch nicht von der Wasser-, sondern von der Landseite aus. So erreichten wir schließlich wieder den Altonaer Fischmarkt und kehrten bald darauf erschöpft, aber glücklich ins Hotel zurück.

Nachdem wir uns dort ein wenig erholt und frisch gemacht hatten, war es auch schon Zeit zum Abendessen. Das genossen wir im Lokal Blockbräu direkt an den Landungsbrücken. Wir ergatterten noch einen Tisch auf der Dachterrasse, zum Glück aber unter einem großen Schirm, denn leider fing es bald an zu nieseln. Bevor es richtig ungemütlich wurde, traten wir den Rückzug an und gingen für einen Absacker in die „Tower Bar“ unseres Hotels. Eine so umfangreiche Cocktailkarte habe ich bislang nur selten gesehen! Mindestens genau so faszinierend war jedoch der Blick aus dem Fenster auf den Hafen, auch wenn es inzwischen trüb und regnerisch geworden war.

Umso erfreuter waren wir am nächsten Morgen, als wir die Vorhänge unseres Hotelzimmers aufzogen: Selber Blick wie gestern, aber wieder mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel! So konnten wir sogar auf der Terrasse frühstücken. Das Frühstück selbst ließ keine Wünsche offen, auch Felix wäre begeistert gewesen, schließlich gab es hier auch Rühreier und Speck, was er so liebt. Auch eine große Auswahl an Bioprodukten und nicht weniger als 14 verschiedene Müslisorten standen bereit.

Bestens gestärkt checkten wir schließlich aus und deponierten unser Gepäck an der Rezeption, denn unser Flieger zurück nach Hause startete erst am frühen Abend, so dass wir noch den ganzen Tag in Hamburg verbringen konnten. Unser erstes Ziel für heute war der Alte Elbtunnel, den wir schon lange mal besichtigen wollten. Noch immer können dort auch Autos fahren: vormittags in die eine, nachmittags in die andere Richtung, denn eine der beiden einspurigen Röhren wird gerade saniert.

In erster Linie flanieren dort aber Fußgänger, nicht zuletzt auch deshalb, weil man vom anderen Ende des Tunnels einen fantastischen Blick auf die Hamburger City hat. Wir sahen unser Hotel, die Landungsbrücken, den Michel, die inzwischen fast fertige Elbphilharmonie und dahinter das Cruise Center samt Kreuzfahrtschiff und Riesenrad.

Zurück auf der Nordseite des Tunnels, nahmen wir diesmal die U-Bahn und fuhren damit bis zur Mönckebergstraße. Witzig: In Hamburg fahren die S-Bahn unterirdisch und die U-Bahnen oberirdisch, genau umgekehrt wie bei uns in München! So kamen wir auf der Fahrt in den Genuss einer kleinen Stadtrundfahrt, doch am Ziel angekommen, stand Shopping auf dem Programm, schließlich wollten wir unseren daheim gebliebenen Kindern etwas mitbringen. Hamburg ist reich an wunderschönen Einkaufspassagen wie zum Beispiel dem Levantehaus. Ansonsten aber gibt es entlang der Mönckebergstraße genau die gleichen Ladenketten wie bei uns zuhause. Sogar ein Geschäft mit Produkten von Alfons Schuhbeck entdeckten wir! Schade, irgendwie werden die Innenstädte immer austauschbarer.

So gelangten wir schließlich bis zum Rathaus und den Alsterarkaden. Zwar waren wir erst vor knapp einem Jahr zuletzt hier, aber es ist doch immer wieder traumhaft schön!

Am Rathaus stiegen wir erneut in die U-Bahn und fuhren mit der relativ neuen Linie 3 in die Hafen City. Die Station Überseequartier ist direkt beim Hamburg Cruise Center. Nun sahen wir das Riesenrad, das wir schon vom Südende des Elbtunnels aus entdeckt hatten, aus der Nähe und Jens lud mich spontan zu einer Fahrt ein. Was für eine wunderbare Idee! Der Fahrtwind war so herrlich erfrischend und der Blick einfach nur grandios! Wir hatten ausgiebig Zeit, Fotos zu machen, den Rundumblick zu genießen und die vielen Veränderungen zu entdecken, die es hier seit unserem letzten Besuch gibt, denn noch immer wird in der Hafen City fleißig gebaut.

Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, gingen wir noch zum Cruise Center Terminal, wo gerade die „Aida Sol“ vor Anker lag – aber offenbar nicht mehr lang, denn die Passagiere standen Schlange am Check-In des Kreuzfahrtschiffes. Wir sahen eine Weile zu, wie Gepäck und Proviant verladen wurden (Rotwein in riesigen Plastikcontainern!), aber dann zog es uns mit Macht zu unserem nächsten Ziel, der Speicherstadt Kaffeerösterei. Hier waren wir vor fünf Jahren zum ersten Mal, nachdem wir mit den Kindern das Miniatur-Wunderland gleich nebenan besucht hatten, und es hat uns hier so gut gefallen, dass wir unbedingt wieder her wollten. Bei leckerem Kaffee und Kuchen stärkten wir uns für den Bummel zurück in Richtung Hotel.

Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher durch das portugiesische Viertel gegenüber der Elbpromenade. Hier wimmelt es nur so von portugiesischen Restaurants, von denen eines einladender aussah als das andere, aber wir hatten ja gerade erst etwas gegessen. Dafür entdeckten wir hier in einem kleinen Andenkenladen endlich ein paar wirklich coole T-Shirts mit Hamburg-Motiven, die wir für unsere Jungs erstanden. Zurück an den Landungsbrücken, stellten wir fest, dass wir noch immer über eine Stunde Zeit hatten, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen mussten. Was also tun? Wir beschlossen spontan, nochmal die Fähre nach Finkenwerder zu besteigen, denn uns taten die Füße weh, die Sonne schien und wir hatten einfach Lust, uns noch einmal gemütlich durch den Hafen fahren zu lassen. Die Tour war uns nun schon vertraut und doch entdeckten wir immer wieder Neues, so dass die Zeit viel zu schnell verging.

Schließlich kehrten wir zurück zum Hotel, holten unser Gepäck und bestiegen wieder die S-Bahn zum Flughafen. Unser Flieger hatte Verspätung, aber dank Rückenwind landeten wir doch noch pünktlich in München, wo Flo uns wieder vom Flughafen abholte. Unser kurzer, aber wunderbarer Trip in den Norden ging leider viel zu schnell zu Ende.