Der Duft von Eisblumen

Erstellt am 17.10.16. Kategorie: Buchrezensionen
„Der Duft von Eisblumen“
von Veronika May
Bewertung
★★★☆☆
Verlag Diana
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen August 2016
Seiten 368 als Taschenbuch
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Karrierefrau erleidet Rückschlag im Job, ist frisch getrennt und wird durch außergewöhnliche Umstände auf sich selbst zurückgeworfen – so könnte man in Kurzform den Inhalt dieses Buches beschreiben. So weit, so klischeehaft – zum Glück hat der Roman aber doch noch ein wenig mehr zu bieten:

Rebekka Winter ist eine erfolgreiche Karrierefrau Mitte 30, die stets unter dem Druck steht, sich selbst und ihren Chefs zu beweisen, was in ihr steckt. Zitat aus dem Buch: „(Rebekka kam ihm vor) wie ein dauervibrierendes Handy, stets auf Empfang und unter Strom.“ Doch dann erfährt sie durch Zufall, dass sie nicht aufgrund ihrer Leistung, sondern nur als Quotenfrau in die Vorstandsetage der Werbeagentur aufrücken durfte. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird ihr dort auch noch ihr Ex-Freund vor die Nase gesetzt. Entsprechend genervt, lässt Rebekka sich kurz darauf im Stau zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen und donnert ihrem Vordermann mehrmals absichtlich gegen die Stoßstange. Es kommt zum Gerichtsverfahren und Rebekka wird zu Sozialstunden verurteilt, die sie bei der 86-jährigen Dorothea von Klatten ableistet. Die wohnt ganz allein in einem großen Anwesen mit einem herrlichen Garten, der ihr Ein und Alles ist.

Die beiden Frauen sind sich ausgesprochen ähnlich: Beide haben sich eine raue Schale zugelegt, zeigen sich hart, verschlossen und mitunter bissig, um ihre weiche, verletzliche Seite vor der Außenwelt zu verbergen. Kein Wunder, dass die beiden mehrmals heftig aneinandergeraten. Zum Glück gibt es da noch den Gärtner Taye, der es schafft, beide Frauen immer wieder zu beruhigen. Mehr noch: Rebekka fängt zu ihrer eigenen Überraschung an, sich auf dem ländlichen Anwesen wohlzufühlen, sie entwickelt ein Gespür für die Blumen und Kräuter des Gartens und überdenkt ihr Leben neu. Irgendwann schließt sie sogar Frau von Klatten ins Herz – und Taye erst recht, auch wenn sie das vor sich selbst nicht recht zugeben kann.

Doch dann entdeckt sie in Tayes Wohnung einen Brief, der darauf schließen lässt, dass er eine Verschwörung plant. Will er etwa Frau von Klatten um ihr Vermögen bringen? Und überhaupt, welches Geheimnis hütet die alte Dame so sorgsam? Warum bekommt sie beinahe einen Herzanfall, als der Name Samuel fällt? Am Ende muss Rebekka bis nach Südafrika reisen, um das Geheimnis zu lösen und die Weichen für ihr eigenes Leben neu zu stellen.

Die Story ist klischeehaft, ja, aber dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt. „Der Duft der Eisblumen“ ist allerdings kein Buch, das ich vor lauter Spannung nicht mehr weglegen kann, dazu ist die Geschichte zu vorhersehbar. Nur kurz vor Ende des Buches hat ein Kapitel mit Dorothea von Klatten mich wirklich zu Tränen gerührt. Sehr schön fand ich, dass die einzelnen Kapitel nach Pflanzen benannt wurden, deren Symbolik am Ende des Buches aufgelistet ist. So steht demzufolge das Heidekraut für Einsamkeit, der Feuerdorn für Leidenschaft, das Löwenmäulchen für Wankelmütigkeit, das Tränende Herz für Trauer und die Römische Kamille für Trost. Mit diesem Wissen im Hinterkopf, fand ich die Kapitel wirklich gut betitelt.

Ein klitzekleiner Fehler ist mir aufgefallen: Im Klappentext steht, dass Dorothea von Klatten 88 Jahre alt ist. Im Buch selbst ist sie erst 86 und feiert am Ende ihren 87. Geburtstag. Ansonsten fand ich die Story einigermaßen schlüssig, obwohl es mich gewundert hat, dass Rebekka in ihrem ach so stressigen und wichtigen Job so ohne Weiteres ihren gesamten Jahresurlaub nehmen kann, um in dieser Zeit ihren Sozialdienst abzuleisten.

Alles in allem ein Buch, das durchaus unterhaltsam zu lesen ist, einige recht witzige Dialoge bietet, mich aber insgesamt nicht vom Hocker reißt und nach dem Lesen keinerlei bleibenden Eindruck hinterlassen hat.