Genau 25 Jahre ist es nun her, seit wir zum Karneval in Venedig waren. Wir hatten zu viert eine dreitägige Busreise gebucht. Doch dann kam der Golfkrieg (USA vs. Irak) und der Karneval wurde aus Angst vor Terroranschlägen offiziell abgesagt. Viele Reiseveranstalter stornierten daraufhin ihre Reisen, doch wir hatten Glück: Unser Veranstalter führte seine Reise durch. In unserem Reisebus saßen dann gerade einmal 20 Leute, doppelt so viele hätten Platz gehabt, wir konnten es uns also alle bequem machen.
Die Reise startete am Sonntag, 10. Februar 1991 nachmittags in München und führte uns auf direktem Wege nach Cavallino zum Hotel Ca’ di Valle. Auch hier hatten wir wieder Glück, denn unser Hotel bot uns kostenlos ein leckeres Abendessen an, obwohl wir nur Übernachtung mit Frühstück gebucht hatten. Nach der Absage des Karnevals hatten viele Hotels in und um Venedig mit Absagen und entsprechenden Einbußen zu kämpfen, umso froher war unser Hotel, dass wir trotzdem gekommen waren und wir wurden sehr verwöhnt. Nach dem Abendessen machten wir noch einen kurzen Spaziergang zum Strand, wo es – der Jahreszeit entsprechend – sehr kalt und windig war, dann fielen wir müde in unsere Betten.
Am Rosenmontag, 11. Februar 1991 brachte unser Reisebus uns vom Hotel nach Punta Sabbioni. Von dort fuhren wir mit der Fähre nach Venedig. Es war lausig kalt und in der Stadt waren nur wenige Touristen unterwegs. So konnten wir ganz ohne das sonst dort übliche Gedränge durch die Gassen und entlang der Kanäle flanieren und uns zwischendurch immer mal wieder in einem kleinen Café oder einer Trattoria aufwärmen.
Am Vormittag, direkt nach unserer Ankunft in der Stadt, war der Markusplatz noch menschenleer gewesen, nur Tauben bevölkerten den Platz. Doch als wir uns am Nachmittag wieder diesem Herzstück der Stadt näherten, begegneten uns zu unserer Freude immer mehr maskierte Menschen. Allein oder in kleinen Gruppen wanderten sie durch die Gassen und trafen sich schließlich alle auf dem Markusplatz. In meiner Erinnerung waren dort deutlich mehr Maskierte unterwegs als Touristen und zu meiner großen Begeisterung waren die meisten Karnevalisten sehr freundlich und posierten bereitwillig für Fotos. Andere setzten sich selbst schon beinahe divenhaft in Szene, zogen in langen Prozessionen mit hoch erhobenem Haupt über den Platz – wer nicht schnell genug auswich, wurde über den Haufen gerannt. Es herrschte eine ganz eigentümliche, beinahe schon mystische Stimmung. Dabei war es insgesamt eher ruhig – kein Vergleich zu dem Trubel, der in den deutschen Faschingshochburgen herrscht!
Schweren Herzens machten wir uns am Abend wieder auf den Weg zur Fähre nach Punta Sabbioni, wo schon unser Bus wartete, um uns zurück zum Hotel zu bringen. Am nächsten Morgen fuhren wir noch einmal nach Venedig und verbrachten dort noch einen schönen Vormittag, leider aber ohne weitere Maskierte zu sehen. Gegen Mittag erwartete uns unser Reisebus an der Piazzale Roma, dem zentralen Busbahnhof Venedigs, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof. Von dort traten wir wieder den Heimweg an.
Rückblickend bin ich sehr dankbar für dieses Erlebnis, denn wenn ich heute Fotos vom Karneval in Venedig sehe, dann sehe ich darauf nur eines: Touristenmassen. Die blieben uns damals erspart, stattdessen hatten wir aus nächster Nähe, ganz ohne Gedränge, einen wunderbaren Blick auf die fantastischen Masken und Kostüme. Hier nun einige Fotos von damals – natürlich habe ich seinerzeit noch analog fotografiert und musste die Bilder nun erst einscannen, die Qualität ist daher nicht ganz so gut wie sonst.