Sturmherz

Erstellt am 13.2.17. Kategorie: Buchrezensionen
„Sturmherz“
von Corina Bomann
Bewertung
★★★★★
Verlag HörbuchHamburg
Buchform Hörbuch
Erschienen Februar 2017
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Neuerdings habe ich mein Herz für Hörbücher entdeckt. Für mich ist das die ideale Möglichkeit, meinem Stapel ungelesener Bücher effektiv zu Leibe zu rücken, denn man hat ja leider nicht immer Zeit, die Nase in ein Buch zu stecken, aber was spricht dagegen, sich etwa beim Autofahren oder beim Bügeln ein Buch vorlesen zu lassen? Dieses Hörbuch allerdings war so spannend, dass ich es an einem Wochenende fast in einem Rutsch durchgehört habe – daheim auf der Couch und ganz ohne Bügeln 😉

Zur Handlung: Seit ihrem elften Lebensjahr hat Alexa Petri ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter Cornelia. Die ist damals nämlich einfach für mehrere Wochen spurlos verschwunden, weder Alexa noch ihr Vater wussten, wo sie ist und auch die Polizei fand keinerlei Hinweise auf Cornelias Verbleib. Irgendwann tauchte Cornelia wieder auf, ohne Erklärung, aber komplett verändert. Von diesem Moment an war sie ihrer Tochter gegenüber abweisend und verletzend. Kein Wunder also, dass Alexa als Erwachsene möglichst wenig Kontakt zu ihrer Mutter pflegt. Doch dann erleidet Cornelia einen Schlaganfall und fällt ins Koma. Alexa als einzige noch lebende Verwandte muss die Vormundschaft übernehmen und sich um Cornelias Buchladen kümmern. Eines Tages stehen zwei Amerikaner vor dem Laden: Richard Henderson und sein Sohn Ethan. Es stellt sich heraus, dass Richard vor vielen Jahren Cornelias große Liebe war, doch die beiden wurden während der großen Hamburger Sturmflut im Jahre 1962 auf dramatische Weise getrennt. Zwanzig Jahre lang glaubten beide, der jeweils andere sei tot. Durch Richards Erzählungen begibt sich Alexa auf eine Reise in die tragische Vergangenheit ihrer Mutter und plötzlich sieht sie vieles mit anderen Augen.

Die Geschichte ist unglaublich spannend, das beginnt schon mit dem Prolog, jener Szene im Jahre 1962, als Cornelia heimlich ihr Elternhaus verlässt, um mit Richard ein neues Leben in den USA zu beginnen. Doch es ist die Nacht vor der großen Sturmflut und der Prolog endet, als sich das Unwetter gerade zusammenbraut. Diese typische Stimmung kurz vor einem Unwetter überträgt sich beim Hören sofort auf den Zuhörer, der sich aber noch eine ganze Weile gedulden muss, bis er erfährt, was in dieser Nacht genau passiert. Überhaupt lebt die Geschichte von vielen Zeiten- und Perspektivwechseln: Die Gegenwart wird geschildert aus Sicht von Alexa, die Vergangenheit sowohl aus Sicht von Richard als auch aus Sicht von Cornelia. So endet beinahe jedes Kapitel mit einem Cliffhanger und es bleibt spannend bis zuletzt.

Gelesen wird das Hörbuch von der Hamburger Schauspielerin Elena Wilms und die macht das meiner Meinung nach ganz großartig, denn sie liest die Dialoge der männlichen Protagonisten ebenso überzeugend wie die der weiblichen und sie beherrscht sowohl den amerikanischen Slang als auch den Hamburger Dialekt mit dem „spitzen Stein“ ganz vortrefflich. Das Tempo, in dem die Geschichte gelesen wird, ist genau richtig: Man kommt jederzeit gut mit und gerade vor einem Wechsel der Erzählperspektive kommt immer eine kleine Pause, so dass man weiß: Aha, jetzt beginnt was Neues. Auch gelingt es Elena Wilms, die geschilderten Gefühle und Stimmungen sehr gut zu transportieren, so dass man beim Zuhören richtig mitfiebern kann.

Es handelt sich bei dem Hörbuch um sechs Audio-CDs mit einer Laufzeit von rund 480 min. Laut Cover ist das Hörbuch eine gekürzte Fassung des Romans, doch davon merkt man nichts. Ohne den Roman selbst gelesen zu haben, hatte ich stets das Gefühl, alles Wesentliche der Geschichte mitbekommen zu haben. Deshalb kann ich dieses Hörbuch – bzw. für diejenigen, die lieber lesen statt hören: die Geschichte generell – uneingeschränkt empfehlen.