„Drei aus dem Ruder“ | |
von Annette Lies | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Heyne |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | März 2018 |
Seiten | 352 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
In der psychosomatischen Klinik „Seeblick“ am Chiemsee treffen drei Frauen aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Die Ärztin und Mutter Henriette, die Automechanikerin Mieke und die bekannte TV-Köchin Coco. Wider Erwarten freunden die drei Frauen sich an und bauen Vertrauen zueinander auf.
Dennoch dauert es eine Weile, bis sich allmählich die Gründe für ihren Klinikaufenthalt offenbaren: Henriette kümmert sich stets um andere, ob um ihre Kinder, ihren Mann oder ihre Patientinnen, nur nicht um sich selbst. Als ihr alles zu viel wird, missachtet sie eine rote Ampel und läuft vor ein Auto – absichtlich? Mieke hat nicht nur ihren Job verloren, sondern ist auch noch schwanger von ihrem verheirateten Freund. Soll sie das Kind behalten? Ist sie als Mutter überhaupt geeignet? Und Coco wurde in ihrem Leben immer wieder von Männern enttäuscht, die nur auf ihr Geld und ihre Berühmtheit scharf waren, nicht auf sie als Mensch. Nun ist ihr Noch-Mann wegen Steuerhinterziehung angeklagt und auch ihr selbst droht eine Gefängnisstrafe. Aber viel schwerer wiegt die Frage, ob sie je wieder einem Mann vertrauen kann.
Vor allem aber müssen alle drei erst einmal wieder zu sich selbst finden, in Einzel- und Gruppensitzungen, bei Sport- und anderen Therapien. Sehr einfühlsam erzählt die Autorin von den Nöten der drei Frauen, von ihren Fragen, Zweifeln und Problemen, aber auch von dem Spaß, den sie gemeinsam haben. Am nächsten war mir beim Lesen Henriette, denn das Buch ist aus ihrer Sicht geschrieben, außerdem kann ich mich mit ihr als Mutter von zwei gerade flügge werdenden Kindern am besten identifizieren.
Was mir allerdings beim Lesen fehlte, was dieses letzte Quäntchen Spannung, das mich dazu bringt, ein Buch in einem Rutsch durchzulesen. Hier vergingen manchmal sogar mehrere Tage, ohne dass ich weiterlas, was nicht nur allein an der mangelnden Zeit lag. Erst gegen Ende wird es in der Geschichte nochmal richtig turbulent, dann nämlich, als die Freundschaft der drei Frauen zu zerbrechen droht. Ganz sicher aber behandelt das Buch Themen, über die ich auch nach Ende der Lektüre noch länger nachdenken werde.
Besonders gut gefällt mir übrigens der Titel, der zum einen natürlich im übertragenen Sinne meint, dass bei den drei Frauen etwas gewaltig aus dem Ruder gelaufen ist. Zum anderen kann man ihn aber auch durchaus wörtlich verstehen, da in einer Klinik am Chiemsee Wassersport fast zwangsläufig eine wichtige Rolle spielt. Sehr schön gestaltet ist, wie ich finde, auch das Cover. Alles in allem also eine Leseempfehlung für all diejenigen Leser, für die es nicht unbedingt super-spannend sein muss, sondern die eine ruhige, tiefgehende Geschichte zu schätzen wissen.