Paradies

Erstellt am 2.10.18. Kategorie: Buchrezensionen
„Paradies“
von Amelie Fried
Bewertung
★★★★★
Verlag Heyne
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Oktober 2018
Seiten 432 Seiten als Taschenbuch
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Wenn aus dem Erholungsurlaub ein Höllentrip wird… wow, was für ein Buch! Dieser Pageturner hat mich das ganze vergangene Wochenende gepackt und mich auch danach nicht mehr losgelassen.

Vier sehr unterschiedliche Frauen treffen sich zufällig auf einer spanischen Insel zum Wellness-Urlaub: Petra, 46, Lehrerin, verheiratet, drei Kinder; Anka, 36, Kosmetikvertreterin und Geliebte eines verheirateten Mannes; Suse, 28, Sozialarbeiterin in einer Flüchtlingsunterkunft, und Jenny, 58, Kioskbesitzerin. Sie alle haben eine Woche im Hotel Paraíso gebucht, mit Yoga, Meditation, Achtsamkeitstraining und vielem anderen mehr. „Sie werden am Ende nicht mehr der Mensch sein, als der Sie angekommen sind“, verspricht der Reiseprospekt.

Die vier Frauen haben keine Ahnung, wie sehr sich dieses Versprechen bewahrheiten soll. Schon bald prallen die verschiedenen Charaktere aufeinander, innerhalb der Gruppe gibt es Streit und Animositäten. Jede der vier Frauen und natürlich auch die übrigen Reiseteilnehmer haben ihre ganz eigenen Probleme, die sie nicht so ohne Weiteres zurücklassen können, ganz im Gegenteil: Mit der Zeit kommen etliche Geheimnisse ans Licht, die die Beziehung der Frauen zueinander nachhaltig verändern. Vorzeitig abreisen ist allerdings keine Option, denn nach den ersten sonnigen Tagen schlägt das Wetter um, ein Sturm unterbricht den Fährverkehr, so dass die Reiseteilnehmer auf der Insel festsitzen. Dann verschwindet nach einem unschönen Vorfall auch noch das Hotelpersonal.

Schon in der Buchbeschreibung und im Prolog wird verraten, dass am Ende eine Frauenleiche aus dem Meer geborgen wird, es ist also kein Spoiler, wenn ich das hier schreibe. Die ganze Lektüre über rätselt man, wer das Opfer sein könnte – Spannungen zwischen den Frauen (und auch den Männern!) gibt es ja genug. Sehr geschickt führt die Autorin den Leser immer wieder auf falsche Fährten, immer wieder endet ein Kapitel mit einem Cliffhanger und man fragt sich beim Lesen: Passiert jetzt ein Mord? Ein Selbstmord? Ein Unfall?

Am Ende ist das Geschehen dann doch vollkommen überraschend und gerade mit diesem Opfer hätte ich bis kurz vor Schluss überhaupt nicht gerechnet, umso betroffener hat mich das Gelesene dann auch gemacht. Auf den letzten Seiten hatte ich beim Lesen Tränen in den Augen, ich habe richtig mitgetrauert. Denn die Figuren im Roman sind so einfühlsam beschrieben, dass ich mich in jede von ihnen ein Stück weit hineinversetzen konnte, sie alle wurden mir trotz ihrer verschiedenen Macken mit der Zeit sympathisch – naja, fast alle, aber ein paar Unsympathen gibt es ja auch im echten Leben bei jeder Reisegesellschaft, oder?

Auf alle Fälle hat mich das Buch sehr, sehr nachdenklich zurückgelassen: Das Leben ist so kurz und kann so schnell und unerwartet enden, dass man gut daran tut, das Hier und Jetzt bewusst zu leben, dringend fällige Entscheidungen nicht auf die lange Bank zu schieben und sich darüber klar zu werden, was man wirklich vom Leben will.

Fazit: Ein unglaublich spannender Roman, den man kaum mehr aus der Hand legen kann, sehr, sehr packend und einfühlsam geschrieben. Absolute Leseempfehlung!