#litlovecountdown: Interview mit Jana Voosen

Erstellt am 24.8.19. Kategorie: Dies & Das

Am 9. und 10. November findet in München wieder das Lesefestival lit.Love in den Räumen der Verlagsgruppe Random House statt und das nun schon zum vierten Mal. Ich bin von Anfang an dabei und habe im Laufe der Jahre dort nicht nur viele interessante AutorInnen getroffen, sondern auch viele nette Bloggerinnen kennengelernt, mit denen ich mich seitdem regelmäßig austausche, vor allem in unserer Facebook-Gruppe „litLove-Bloggerinnen.“ Gemeinsam haben wir auch schon die eine oder andere Aktion geplant und durchgeführt.

Nun steigt bei uns allen die Vorfreude auf die nächste lit.Love und dem wollen wir mit unserem #litlovecountdown Ausdruck verleihen: Bis zum November stellen wir Euch jeden Samstag eine der teilnehmenden Autorinnen vor, mit Buchrezensionen und Interviews. Wir wechseln uns dabei ab, haltet also auf unseren Blogs und Social Media-Accounts Ausschau nach den Hashtags #litlovecountdown und #litlove2019.

Eine der Autorinnen, die diesmal in München zu Gast ist, ist Jana Voosen. Ihr Roman „Für immer die Deine“ hat mich begeistert und ich habe die Autorin daraufhin sofort kontaktiert und um ein Interview gebeten, das sie mir netterweise gewährt hat:

1. Magst Du Dich selbst ein bisschen vorstellen?

Mein Name ist Jana Voosen, ich bin Autorin und Schauspielerin und lebe mit meiner Familie in Hamburg. Ich liebe (natürlich) Bücher und Filme, Kochen, Abendessen mit guten Freunden, lange Spaziergänge, häkle und stricke gerne und lebe vegan.

2. Du arbeitest parallel als Schauspielerin und als Autorin – wann und wo schreibst Du am liebsten, hast Du Rituale?

Bevor ich Mutter war, sah mein Schreiballtag anders aus als heute. Er fing eher so gegen halb zwölf oder auch noch später an und zog sich manchmal bis in den späten Abend hinein. Ich hatte auch gerne mal wochenlange Schreibblockaden. Mittlerweile ist das anders. Mit Kind ist die Arbeitszeit knapper und deshalb bin ich viel disziplinierter geworden.
Rituale, oh ja, ohne geht bei mir gar nichts. Sobald mein Kind im Kindergarten ist, drehe ich eine Runde um den Block, es sind nur ein paar Minuten, das ist mein imaginärer Weg ins Büro. Ich arbeite von zuhause aus, und auf diese Weise lasse ich den Familienalltag hinter mir. Und auch den Gedanken an volle Spülmaschinen oder Berge von Wäsche. Wieder zuhause gehe ich in die Küche, mache mir einen Kaffee mit Hafermilch und ein großes Glas Wasser. Damit gehe ich an meinen Schreibtisch und schreibe Morgenseiten. Das ist so eine Art geistiges Entrümpeln, ähnlich dem Tagebuchschreiben, nur, dass man ganz unkontrolliert seinen Gedankenstrom zu Papier bringt. Von da aus gehe ich sofort in das Manuskript, an dem ich gerade arbeite. Lese die Seiten von gestern, um den Anschluss wiederzufinden und lege los. Ich schreibe zwischen drei und vier Stunden, in der Zeit schaffe ich im Schnitt sieben Seiten, mein Minimalziel sind fünf. Erst danach kümmere ich mich um Mails, Anrufe und so weiter. Damit ist der Arbeitstag im Normalfall vorbei, ich gehe etwas essen und hole mein Kind ab.

3. Du hast auf Facebook geschrieben, die Geschichte zu „Für immer die Deine“ hätte Dich schon vor 20 Jahren gefunden – wie das? Kannst Du ein bisschen mehr darüber erzählen?

Es war auf der Goldenen Hochzeit meiner Großeltern. Ich habe die beiden gefragt, wie es überhaupt möglich ist, so lange zusammen zu bleiben. Mein Großvater sagte damals: „Das Leben ist heute zu leicht, und die jungen Leute geben viel zu schnell auf.“ Das fand ich eine zumindest interessante These. An dem Abend im Gästezimmer hatte ich die erste Idee zu der Geschichte, und das, obwohl ich damals noch gar keine Autorin, sondern Schauspielschülerin war. Ein paar Monate später habe ich zaghaft die ersten Szenen geschrieben, nach ein paar Wochen aber wieder aufgehört.
Bis zur Veröffentlichung von „Für immer die Deine“ habe ich elf andere Romane geschrieben, Theaterstücke und auch Seriendrehbücher, aber Fritz und Klara haben mich nie losgelassen, ich bin immer wieder zu ihrer Geschichte zurückgekehrt. Über die Jahre hat sich vieles verändert und ich habe immer und immer wieder überarbeitet, bis ich endlich das Gefühl hatte, das Buch ist genau so, wie ich es haben wollte.

4. Deine bisher veröffentlichten Bücher gehören eher zum Genre heiterer Frauenroman, wenn man das so sagen darf (es ist NICHT abwertend gemeint!). Mit „Für immer die Deine“ bist Du nun in einem ganz anderen Genre unterwegs. Wie war das für Dich: Wie hat Dein Verlag auf Deine Idee reagiert? Welche Unterschiede gab es in der Arbeit zu diesem Roman, verglichen mit Deinen früheren Werken?

Ich habe ja eigentlich nicht das Genre gewechselt, sondern war zwanzig Jahre sozusagen zweigleisig unterwegs. Nur, dass das eben keiner wusste. Und ich musste mir auch selber erstmal glauben, dass ich nicht „nur“ Frauenroman kann (ist ebenfalls nicht abwertend gemeint), bis ich damit nach draußen gehen konnte. Als ich es endlich gewagt habe, war der Verlag gleich sehr angetan von dem Buch.
Abgesehen davon, dass die Arbeit wie gesagt unglaublich lange gedauert hat, war es natürlich vor allem der Rechercheumfang, der sich von meinen früheren Büchern unterscheidet. Ich habe unzählige Stunden Geschichtsbücher gewälzt, im Internet gelesen und meine Großeltern, als sie noch lebten, mit Fragen über das Leben von damals gelöchert. Zudem schreiben sich die Frauenkomödien ja auch von der Sprache her ganz anders, mehr so wie einem der Schnabel gewachsen ist.

5. Du lebst in Hamburg, von dort ist es nicht weit bis ins Alte Land, wo ein Teil des Romans spielt. Ist das Alte Land für Dich als Hamburgerin nur ein beliebtes Ausflugsziel oder hast Du darüber hinaus noch einen persönlichen Bezug zu der Region?

Ich liebe das Alte Land, meine Urgroßeltern lebten mit ihren vier Kindern, unter ihnen besagter Großvater, in Jork. Von daher habe ich schon einen persönlichen Bezug, auch wenn das natürlich vor meiner Zeit war.

6. Du kommst im November 2019 zur lit.Love nach München. Da Du früher bei der Serie „Marienhof“ mitgewirkt hast, die in München gedreht wurde, kennst Du die Stadt ja schon. Hast Du noch Freunde und Bekannte hier? Und hast Du im November auch ein wenig Zeit, die Du außerhalb der lit.Love in München verbringen kannst? Wenn ja, was möchtest Du unbedingt gerne (wieder) sehen?

Ein paar, aber meine Zeit beim Marienhof ist ja mittlerweile schon vierzehn Jahre her. Viel Zeit werde ich wohl nicht haben, aber Abends treffe ich sicher eine Freundin zum Essen. Damals war ich unglaublich gerne und häufig im Filmtheater am Sendlinger Tor, aber das wird wohl dieses Mal nichts werden. Macht aber nichts, ich freue mich riesig auf die lit.Love.

Vielen herzlichen Dank für das Interview!

Das Foto wurde mir von Jana Voosen zur Verfügung gestellt.