Im September waren wir in London, u.a. auf den Spuren von Harry Potter. Wir haben unendlich viel gesehen und erlebt, hatten fast immer super Wetter, ausschließlich nette Begegnungen und eine rundum gelungene Zeit. Meinen Reisebericht veröffentliche ich aufgrund der Fülle an Fotos in zwei Teilen. Im ersten Teil geht es um die Highlights unter den Sehenswürdigkeiten, um Royal London, Harry Potter und um Rock’n’Roll:
Tag 1: Anreise, Chelsea, Tower & Tower Bridge
Um fünf Uhr morgens brachen wir zuhause auf in Richtung Flughafen, doch wie immer parkten wir nicht direkt am Flughafen München, sondern beim deutlich günstigeren Parkservice Huber, wo wir unser Auto in guten Händen wissen und von wo wir bequem mit dem Shuttlebus direkt zum Terminal gebracht werden.
Unser Flug mit British Airways startete um 7:15 Uhr und landete pünktlich um 8:30 Uhr Ortszeit in Heathrow. Nachdem wir erfreulich rasch unser Gepäck bekommen hatten, setzten wir uns zunächst mit dem Kauf von Oyster Cards für die öffentlichen Verkehrsmittel in London auseinander. Ich war schon mehrmals in London, das erste Mal 1988, das letzte Mal 2004, seitdem hat sich jedoch hinsichtlich der verschiedenen Fahrkarten einiges geändert. Zum Glück bietet die Webseite Visit London hierzu viele Informationen. Ein großes Dankeschön geht auch an Londonblogger für viele praktische Tipps.
Per U-Bahn fuhren wir nun zu unserer Unterkunft. Und allein schon beim Lesen der Bahnhofsnamen in der Tube überkam mich ein riesiges Glücksgefühl: Endlich wieder in London! Da wir zu viert waren, hatten wir uns bewusst gegen ein Hotel und für eine Ferienwohnung entschieden, was uns mehr Freiraum bot. Unsere Ferienwohnung im Herzen von Chelsea, in der Milman’s Street, einer Seitenstraße der King’s Road, ließ keine Wünsche offen:
Mit der Vermieterin hatte ich zuvor schon sehr netten Mailkontakt und auch da ist ein großes Dankeschön fällig: Normalerweise ist die Wohnung nämlich erst ab dem Nachmittag bezugsfertig. Da wir ja bereits so früh am Morgen in London ankamen, hätten wir eigentlich unser Gepäck irgendwo aufgeben müssen (was gar nicht unbedingt so leicht ist, mehr dazu bei der Abreise) und die Zeit bis zum Check-in überbrücken müssen. Dann aber bot uns unsere Vermieterin an, bereits den Tag vor unserer Anreise zu blocken (ohne Mehrkosten für uns), damit die Wohnung schon am Vormittag frisch gereinigt für uns zur Verfügung steht. Das war natürlich ein ganz großes Plus!
Von der U-Bahnstation South Kensington fahren mehrere Buslinien in die nächste Umgebung der Wohnung. Auch von der King’s Road fahren zahlreiche Buslinien quasi in jede Richtung, wir waren also perfekt angebunden. Nun aber machten wir erst einmal zu Fuß einen Erkundungsspaziergang durch die nähere Umgebung: die Milman’s Street hinunter bis zur Themse, über den Apollo Place zurück zur King’s Road und in den nächsten Supermarkt, wo wir uns mit Lebensmitteln eindeckten. Dann gab’s in der Ferienwohnung einen kleinen Imbiss und schließlich brachen wir auf zur ersten Besichtigung. Wir bummelten die gesamte King’s Road entlang bis zum Sloane Square, wo wir dann die District Line bis zum Tower Hill nahmen.
Gleich nach Verlassen der U-Bahnstation konnten wir den ersten Blick auf den Tower of London werfen und spätestens auf der Tower Bridge überkam uns dann dieses wunderbare Gefühl: Hey, wir sind in London! Nach all den Monaten der Vorfreude, des Planens und Sehnens sind wir nun endlich, endlich da! Ein paar Fotos ohne viele Worte:
Auf die Besichtigung des Towers von innen verzichteten wir. Jens und ich sind vor Jahren schon mal da gewesen und den Jungs genügte der Blick von außen. Stattdessen saßen wir eine ganze Weile am Südufer der Themse in der Sonne, genossen den Ausblick und schauten dem bunten Treiben um uns herum zu. Dann gingen wir zurück auf die Nordseite der Brücke und bogen nach Osten ab zum St. Katherine Dock:
Anschließend spazierten wir noch ein gutes Stück an der Themse entlang in westlicher Richtung, bis wir schließlich das Pub „The Walrus and The Carpenter“ erreichten, wo wir unser erstes Abendessen in London genossen, inklusive Fish & Chips und Cider.
Von dort ging’s vorbei am „Monument“ bis zur Haltestelle Bank, von wo aus wir uns mit dem 11er Bus, den wir in den folgenden Tagen noch häufig nutzen würden, quer durch die Stadt zurück zu unserer Wohnung bringen ließen. Dabei genossen wir den abendlichen Ausblick auf viele Sehenswürdigkeiten entlang der Route, wie die St. Paul’s Cathedral, den Trafalgar Square und Westminster. An diesem Abend gingen wir früh ins Bett, voller Vorfreude auf die kommenden Tage.
Tag 2: Westminster Cathedral, Covent Garden, Neals Yard, Palace Theatre, MinaLima, Regent Street
Unser erster voller Tag in London war ein Sonntag und Felix hatte den Wunsch geäußert, an diesem Tag einen Gottesdienst zu besuchen. Also hatten wir am Samstag Abend noch ein wenig im Internet recherchiert (das WLan in der Ferienwohnung war hervorragend!) und uns schließlich für die katholische Westminster Cathedral (nicht zu verwechseln mit der anglikanischen Westminster Abbey) entschieden.
Vom Gottesdienst waren wir sehr angetan: Ein sehr sympathischer, witziger Priester, Lektoren so bunt wie die Einwohner Londons, ein guter Kirchenchor und überhaupt eine sehr schöne Stimmung. Was für ein wunderbarer Auftakt für den Tag! Derart mental gestärkt fuhren wir mit dem Bus weiter bis zum Leicester Square, wo wir mitten in das quirlige Leben der Stadt eintauchten. Vom Leicester Square sind es nur wenige Schritte bis Covent Garden. Den dortigen Markt hatte ich eigentlich in schöner Erinnerung, doch das war vielleicht die einzige kleine Enttäuschung dieses Urlaubs: Die Läden waren längst nicht mehr so witzig und individuell, wie ich sie von früher in Erinnerung hatte, sondern vor allem exklusiv. Und es gab viel mehr Lokale als früher, allesamt gefüllt bis auf den letzten Platz innen und außen, entsprechend laut war es hier. Zum Glück entsprach der benachbarte Jubilee Market noch viel mehr meinen Erwartungen, hier gab es in der Tat noch individuelles Kunsthandwerk und pfiffiges Design.
Nach einem leckeren Mittagessen bei „The Real Greek“ schlenderten wir weiter zu Neal’s Yard und Seven Dials, zwei schönen Innenhöfen mit heimeliger Atmosphäre, witzigen Läden und kleinen Lokalen:
Von hier waren es nur wenige Schritte bis zum Palace Theatre an der Ecke Shaftesbury Avenue / Charing Cross Road, wo das Theaterstück „Harry Potter and The Cursed Child“ aufgeführt wird. Wir hatten jedoch gar nicht den Wunsch, dieses Stück anzuschauen, wir hatten das Buch gelesen, das genügte uns. Und auch so würde dieser Urlaub noch etliche Harry Potter-Momente für uns bereithalten.
Der nächste dieser Momente wartete gleich um die Ecke, nämlich in der Greek Street: „House of MinaLima“ war definitiv ein großes Highlight für uns! Es handelt sich hier um zwei Designer, die quasi die komplette ArtWork für die Harry Potter-Filme gemacht haben. Jedes noch so kleine Detail, Zeitungsausgaben des Tagespropheten, der Wandteppich mit der Ahnengalerie von Sirius Black, die Briefe, die Harry Potter von Hogwarts erhält, die Karte des Herumtreibers und und und… all das wurde hier entworfen. In dem mehrstöckigen Gebäude gibt es ein kostenloses Museum, in dem man all diese Kunstwerke betrachten kann und im Erdgeschoss befindet sich ein kleiner Shop, in dem es Postkarten, Prints und ähnliches zu kaufen gibt. Für jeden HP-Fan ein echtes Muss!
Von MinaLima gingen wir weiter in Richtung Regent Street. Dort erwartete uns eine Überraschung, denn es war der letzte Tag der sog. „Summer Streets“ zum 200. Geburtstag der Straße: Die war deshalb für den Autoverkehr gesperrt, stattdessen gab es überall Stände mit Essen, es spielte Musik, mittendrin saßen die Menschen und genossen den Tag. Wie schön!
Natürlich durfte ein Besuch im Spielzeugparadies Hamleys nicht fehlen. Beinahe das ganze Untergeschoss dort ist dem Thema Harry Potter gewidmet, so dass wir uns mit Begeisterung ins Gewühl stürzten. Erst geraume Zeit später kamen wir zurück ans Tageslicht und machten einen Abstecher zur Carnaby Street und zum Kingly Court, von dort weiter zu Liberty’s und zur Oxford Street.
Dann aber hatten wir genug von all dem Trubel und den Menschenmassen um uns herum. Wir liefen zum Marble Arch und nahmen von dort den Bus 414 bis zur Fulham Road. Von dort waren es nur wenige Minuten zu Fuß zurück zu unserer Wohnung. Zum Abendessen besuchten wir diesmal ein thailändisches Restaurant gleich um die Ecke in der King’s Road, „Busaba.“
Tag 3: St. Paul’s Cathedral, Millennium Bridge, Globe Theatre, Tate Modern, Leadenhall Market
Auch heute stiegen wir wieder in den 11er Bus und ließen uns quer durch die Stadt schaukeln bis zur St. Paul’s Cathedral. Hierfür hatte ich extra im voraus Tickets online gekauft, um lange Warteschlangen vor Ort zu umgehen. Das wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn es war zum Glück nicht sehr voll. Wir besichtigten zunächst das Innere der Kirche, bevor wir uns an den Aufstieg zur Kuppel machten. Das war zwar sehr anstrengend, aber der grandiose Rundumblick entschädigte uns:
Von ganz oben ging es dann wieder ganz hinunter, nämlich in die Krypta. Hier liegen etliche Berühmtheiten begraben, für andere gibt es zumindest Gedenktafeln. So wird dort u.a. Admiral Nelson, dem Duke of Wellington, Sir Christopher Wren (Erbauer der Kirche), Florence Nightingale und Alexander Fleming gedacht. Wir entdeckten auch das Grab von Henry Milman, dem Namensgeber der Straße, in der unsere Ferienwohnung liegt.
Insgesamt hatten wir deutlich mehr Zeit in der Kirche verbracht, als ich zuvor gedacht hätte. So war es bereits Mittag, als wir auf der Millennium Bridge die Themse überquerten:
Eigentlich hatten wir geplant, das Globe Theatre zu besuchen, das vor allem Felix und mich interessierte. Nun aber taten uns die Füße weh und wir waren hungrid und erschöpft von den Besichtigungen des Vormittags. Also kehrten wir zunächst im Pub „The Swan“ gleich neben dem Theater ein. In wirklich uriger Atmosphäre konnten wir hier lecker essen, wurden überaus freundlich bedient und hatten zudem von unserem Tisch am Fenster aus einen herrlichen Blick auf die Themse. Leider zog sich der Himmel nun aber immer mehr zu, die Sonne legte heute eine kleine Pause ein.
Als wir das Pub verließen, begann es leicht zu tröpfeln. Deshalb beschlossen wir nun endgültig, das Globe Theatre sausen zu lassen (es ist nämlich ein Freilichttheater) und wandten uns stattdessen direkt der Tate Modern zu. Das Kunstmuseum stand vor allem deshalb auf meinem Plan, weil es dort eine kostenlose Aussichtsplattform gibt, von der aus man einen schönen Blick auf die City hat – und Harry Potter-Fans wird der Anblick aus dem Beginn des Film „Harry Potter und der Halbblutprinz“ sicher bestens im Gedächtnis sein. Deshalb war meine Enttäuschung zunächst groß, als wir die Plattform erreichten und feststellten, dass es nun richtig zu regnen begonnen hatte. Aber hey, so war der Ausblick doch erst richtig authentisch, man konnte sich gut vorstellen, dass da Dementoren statt dunkler Wolken über einen hinweg glitten.
Wo wir nun schon einmal da waren, beschlossen wir, uns etwas genauer im Museum umzusehen. Schließlich gibt es hier Werke u.a. von Roy Lichtenstein, Henri Matisse, Salvador Dali, Mark Rothko, Pablo Picasso, Wassily Kandinsky, Claude Monet, Jackson Pollock und vielen anderen mehr zu bewundern. Ganz besonders gefiel uns, dass das Museum – wie viele andere in London auch – keinen Eintritt kostet und so Kunstgenuss für jedermann zugänglich macht.
Als wir am Nachmittag das Museum wieder verließen, hatte es aufgehört zu regnen. Die Buslinie 344 brachte uns zu unserem nächsten Ziel, dem Leadenhall Market. Dorthin hatte ich schon gewollt, als ich noch gar nichts von Harry Potter gehört hatte, aber dank der Szenen aus dem ersten Film, die dort gedreht wurden, gewann dieses Ziel natürlich nochmal an Bedeutung für mich. Hier war es fast schon gespenstisch ruhig und architektonisch wirklich wunderschön:
Der Leadenhall Market liegt mitten im Bankenviertel und als wir die Passage um 17 Uhr wieder verließen, strebten aus all den umliegenden Gebäuden die Angestellten heraus und in Richtung Bushaltestelle und U-Bahnstation. Sie alle hatten wohl wirklich um Punkt 17 Uhr Feierabend, was Jens zu der etwas neidischen Feststellung verleitete: „Irgendwas mach ich falsch…“
Doch auch wir hatten für heute genug, stiegen wieder einmal in den 11er Bus und fuhren zurück nach Chelsea. Dabei machte ich unterwegs noch ein Foto vom Savoy Hotel, mein kleiner „Girl Panic“-Moment… (für Eingeweihte). Diesmal stiegen wir eine Haltestelle später aus, direkt vor dem Supermarkt, wo wir uns noch ein paar Kleinigkeiten besorgten, denn wir hatten beschlossen, heute mal daheim zu Abend zu essen und selber zu kochen.
Tag 4: St. Pancras & King’s Cross, Regent’s Canal, Camden, Abbey Road und Sticky Fingers
Der heutige Tag stand sozusagen unter dem Motto Film und Musik. Wir starteten mit Bus und U-Bahn in Richtung King’s Cross Bahnhof. Zuvor machten wir aber noch einen Abstecher zum direkt daneben liegenden Bahnhof St. Pancras, denn von dort fahren die Eurostar-Züge nach Paris und Brüssel und da Felix von dort aus allein die Heimreise antreten würde (dazu später mehr), wollten wir uns dort schon mal genauer umschauen. Und das lohnte sich, denn St. Pancras ist architektonisch wirklich wunderschön:
Dann aber war es endgültig Zeit für den nächsten Harry Potter-Programmpunkt: Auf nach King’s Cross und zum Gleis 9 3/4! Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass man direkt zu den Gleisen gar nicht kommt, wenn man keine Fahrkarte hat. Und es gibt auch gar keinen Bahnsteig zwischen den Gleisen 9 und 10, so wie man das im Film sieht. Aber es gibt einen Harry Potter-Shop und daneben an der Wand einen Gepäckwagen, der halb in der Mauer verschwindet. Hier kann man Fotos im Zaubererstil machen, doch natürlich wollen das sehr viele Fans, es gibt dort also lange Schlangen. Angestellte des Shops assistieren, helfen mit Accessoires aus, geben Anleitungen fürs perfekte Foto und drücken auch mal auf den Auslöser der Handykamera. Aber natürlich machen sie auch Bilder mit professionellen Kameras, die man sich später im Shop kaufen kann.
Wir verzichteten darauf, uns in die Schlange am Gepäckwagen zu stellen, wohlwissend, dass wir am übernächsten Tag bei der Harry Potter-Studiotour noch die Gelegenheit haben würden. Aber natürlich wurde der Shop eingehend erkundet.
Vom Bahnhof King’s Cross führt ein Fußweg nach Norden zum Regent’s Canal und dem beschaulichen Granary Square. Hier gibt es eine ganz besondere Buchhandlung: „Word on the Water“ ist nämlich in einem Hausboot untergebracht. Leider öffnet dieser Buchladen aber erst um 12 Uhr mittags und so lange wollten wir nicht warten. Stattdessen machten wir nun einen Spaziergang am Kanal entlang:
Nach etwa 25 Minuten erreichten wir Camden Lock und die berühmten Märkte dort. Hier kann man nach Herzenslust an den originellen Ständen stöbern, Second Hand- und neue Klamotten kaufen und vor allem auch sehr gut essen. Da heute das Wetter wieder perfekt war, genossen wir es, im Freien zu sitzen und uns durch das Angebot der vielen Streetfood-Stände zu schlemmen.
Jens freute sich, als er einen Gitarrenladen entdeckte, „Camden Guitars“, wo er sich einige bedruckte Gitarren-Picks kaufte, für ihn das perfekte Souvenir (er hat auch welche aus USA und Porto).
Unser nächstes Ziel hieß Abbey Road und weil die ÖPNV-Verbindungen dorthin eher umständlich waren und das Wetter so schön, beschlossen wir zu laufen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Kunstwerk des Streetart-Künstlers Banksy vorbei, das mittlerweile sogar hinter Glas geschützt wird:
Unser Weg führte uns durch den Park von Primrose Hill und durch den Stadtteil St. John’s Wood und zog sich doch etwas mehr in die Länge, als wir gedacht hätten. Ziemlich erschöpft kamen wir an der Abbey Road an. Man könnte meinen, es handle sich hier nur um einen ganz normalen Zebrastreifen… mitnichten. Exakt vor 50 Jahren entstand hier das berühmte Cover des Beatles-Albums „Abbey Road“ und entsprechend ist diese Straßenkreuzung stets von Fans umlagert. Eine ganze Weile saßen wir auf einem Mäuerchen und sahen dem Treiben zu, beobachteten, wie Fans aus aller Welt x-mal über den Zebrastreifen gingen, sich dabei fotografieren ließen und den Verkehr aufhielten. Dabei suchten wir uns gedanklich schon Leute aus, die uns fähig schienen, gute Fotos zu machen. Und so sprachen wir schließlich eine junge Frau an und machten unser eigenes Fab Four-Foto:
Die Abbey Road Studios selbst (nicht nur für Beatles-Fans interessant…) sind leider nicht öffentlich zugänglich, aber es gibt gleich daneben einen kleinen Shop mit Museum, der durchaus sehenswert ist. Ganz unverhofft stießen wir auch hier wieder auf Spuren von Harry Potter.
Inzwischen taten uns aber mal wieder die Füße gehörig weh und so schleppten wir uns zur nächsten Bushaltestelle. Unser nächstes Ziel lag an der Kensington High Street und hieß „Sticky Fingers“: Das Restaurant von Rolling Stones-Bassist Bill Wyman (*) ist im Stil eines amerikanischen Diners gehalten, es gibt dort vor allem Burger, dazu gute Musik und – das Highlight für Jens – jede Menge Gitarren an den Wänden. Dazwischen hängen etliche Stones-Memorabilia. Das Lokal ist absolut sehenswert und wieder einmal wurden wir sehr freundlich bedient und haben lecker gegessen. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch an einem anderen Pub vorbei, der allein schon wegen seiner Blumenpracht bekannt ist und von dem ich vom Bus aus ein Foto geschossen habe:
(*) Ergänzung Juli 2021: Mit großem Bedauern habe ich gelesen, dass das Restaurant mittlerweile geschlossen wurde. Schuld daran ist die Corona-Pandemie, die so vielen Gastronomen das Genick gebrochen hat. 32 Jahre lang gab es das Lokal, im Jahr 2000 hat Bill Wyman es an die Maxwell Restaurant Group verkauft, selbst aber noch Anteile behalten. Aufgrund von Corona musste die Maxwell Restaurant Group im Dezember 2020 Insolvenz anmelden. Bill Wyman selbst hat am 24. Juni 2021 dazu ein Statement auf Twitter veröffentlicht.
Tag 5: Kensington Palace, Hyde Park, Harrods, Buckingham Palace, Trafalgar Square, St. Martin in the Fields, Downing Street, Westminster
Gestern Rock’n’Roll, heute königlich: Den heutigen Tag hatte ich unter das Motto „Royal London“ gestellt. Wir begannen mit einem original englischen Frühstück im Restaurant „Mona Lisa“ gleich bei uns um die Ecke. Hierher verirrten sich keine Touristen, vielmehr kehrten hier die Londoner auf dem Weg zur Arbeit ein. Die Frühstückskarte war sehr reichhaltig und so versorgten wir uns reichlich mit Tee, Toast, Baked Beans, Eiern, Würstchen, Speck und Pommes. Gewöhnungsbedürftig, aber definitiv ein Erlebnis!
Gut gesättigt bestiegen wir diesmal den Bus 49 bis zum Palace Gate am Rande der Kensington Gardens. Von hier aus war es nur ein kurzer Spaziergang bis zum Kensington Palace, dem früheren Wohnsitz von Prinzessin Diana und heutigem Zuhause von Prinz William mit seiner Kate.
Wieder einmal hatten wir herrliches Wetter und so genossen wir den Spaziergang durch die Kensington Gardens und den benachbarten Hyde Park. In zweiterem besuchten wir den Princess Diana Memorial Fountain und waren davon sehr angetan: Auf den ersten Blick ist das einfach nur eine ovale Wasserrinne, doch bei näherem Betrachten erkennt man, dass der Granit der Rinne alle paar Meter anders geformt ist: Mal ganz breit und flach, so dass das Wasser dort beinahe steht, dann wieder schmal und tief, hier schießt das Wasser geradezu hindurch. Dann wiederum ist der Boden der Rinne mit Wellen oder Kanten geformt, es gibt Fontänen, Sprudel und vieles mehr. Der Brunnen lädt dazu ein, mit Händen und Füßen im Wasser zu plantschen, vor allem die vielen Kinder ringsum hatten hier einen Mordsspaß. Ein Brunnen, der einfach gute Laune macht, und damit eine wirklich wunderbare Gedenkstätte für Prinzessin Diana.
Auf unserem weiteren Weg fanden wir jede Menge riesiger glänzender Kastanien, die wir erstmal mit Begeisterung aufsammelten, dann aber doch schweren Herzens zurückließen, schließlich wollten wir sie nicht den ganzen weiteren Tag mit uns herumschleppen. Unser Weg führte uns nun südlich aus dem Hyde Park heraus, über die Ennismore Mews zur Brompton Road und zu Harrods.
Ich muss gestehen, hier sind wir Münchner nicht leicht zu beeindrucken, denn große Kaufhäuser haben wir ja selber reichlich und wir sind sowieso alle vier nicht besonders empfänglich für Luxusmarken. Aber die Harrods Food Halls sind genau so schön, wie ich sie in Erinnerung hatte (so wie unser Dallmayr, nur größer). Und sie sind auch der perfekte Ort, um Mitbringsel zu kaufen, denn ein Etikett, auf dem in goldener Schrift der Name Harrods steht, macht ein Marmeladenglas halt doch gleich um einiges edler.
Von hier führte uns der Weg zunächst über ein paar ruhige Nebenstraßen, dann jedoch über die lauten Hauptverkehrsachsen zum Wellington Arch und von da aus weiter zum Buckingham Palace. Wie zuvor schon beim Kensington Palace, waren unsere Söhne etwas enttäuscht und fanden, da sehe Harrods doch um einiges prachtvoller aus. In gewisser Weise muss ich ihnen Recht geben: Die Märchenschlösser von König Ludwig II. sind so leicht eben nicht zu toppen. Das Spannendste am Buckingham Palace war es wieder einmal, das Treiben ringsum zu beobachten, die vielen Menschen aus aller Welt, die sich hier selbst oder gegenseitig fotografieren.
Wieder etwas ausgeruht, führte unser Weg entlang der Prachtstraße The Mall bis zum Trafalgar Square:
Hier besuchten wir die Kirche St. Martin in the Fields. Die Kirche selbst besticht durch ein ganz besonderes Kirchenfenster, ebenso sehenswert ist aber das „Café in the Crypt“, dem wir einen Besuch abstatteten. Denn hier unten in der Krypta gibt es einen ganz vorzüglichen und preislich erschwinglichen Afternoon Tea und auch sonst kann man hier wohl sehr gut essen, wobei die Einnahmen der Kirche und sozialen Zwecken zugute kommen. Absolut empfehlenswert!
Gut gestärkt machten wir uns auf den Weg in Richtung Westminster Abbey. Auf dem Weg dorthin kamen wir an den Horse Guards vorbei, aber auch am Kabinettsgebäude der britischen Regierung. Hier sahen wir einige Demonstranten, die gegen den Brexit demonstrierten. Auch in die Downing Street warfen wir einen Blick, fanden dies aber nicht besonders aufregend angesichts der Tatsache, dass dort derzeit ein Irrer regiert…
Wir hatten für die Westminster Abbey unsere Eintrittskarten im voraus gebucht. Der Eintritt für Erwachsene beträgt derzeit satte 21 Pfund (im Onlineverkauf, direkt vor Ort sogar 23 Pfund), jedoch gibt es die sog. Wednesday Lates: mittwochs ab 16:30 Uhr kostet der Eintritt „nur“ 11 Pfund. Das fand ich schon happig genug, aber ein Besuch dort musste einfach sein.
Bis 16:30 Uhr hatten wir aber noch etwas Zeit, also machten wir zunächst einen Abstecher zur Westminster Bridge und warfen von dort einen Blick auf das Riesenrad London Eye. Leider sind der Big Ben und Teile der Parlamentsgebäude derzeit eingerüstet:
Zurück am Parliament Square wurden wir auf lautes Rufen auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufmerksam. Dort befindet sich der Supreme Court und dort war an diesem Tag eine Anhörung angesetzt, weil Boris Johnson das Parlament in Zwangspause geschickt hatte. Offensichtlich war diese Anhörung gerade zu Ende, vor dem Eingang versammelten sich Schaulustige, Demonstranten, Reporter und Kamerateams. Felix meinte später, im Gewühl tatsächlich einen blonden Haarschopf gesehen zu haben, der dann in einem der wartenden Autos verschwand. Ob das aber tatsächlich Boris Johnson war? Und selbst wenn…
Wir wandten unsere Aufmerksamkeit wieder der Westminster Abbey zu, vor der sich doch tatsächlich am Eingang schon lange Schlangen gebildet hatten. Daher mein Tipp: Bei den Wednesday Lates erst um 16:40 Uhr kommen, dann ist nämlich schon Einlass und es gibt keine Schlangen am Eingang mehr. Doch das Warten hat sich so oder so gelohnt, auch wenn die Westminster Abbey mir eher das Gefühl eines Museums als das einer Kirche vermittelte. Auch hier befinden sich die Gräber vieler berühmter Leute, darunter zahlreiche gekrönte Häupter wie Elizabeth I. oder Mary Stuart. In der Poets’ Corner sind die Gräber oder Gedenktafeln von Robert Browning, Rudyard Kipling, Charles Dickens, Shakespeare, Jane Austen, T. C. Eliot und vielen anderen mehr. Auch Georg Friedrich Händel liegt hier begraben. Seit 1920 wurde hier jedoch aus Platzgründen niemand mehr bestattet, seitdem gibt es nur noch Gedenktafeln – mit einer Ausnahme: Stephen Hawking.
Man wird auf einem festgelegten Rundkurs durch die Kirche geleitet und darf dort leider nicht fotografieren. Deshalb gibt es hier nur Bilder von außen und vom herrlichen Kreuzgang:
An diesem Abend besuchten wir ein Pub in der King’s Road, an dem wir nun schon häufiger mit dem Bus vorbei gefahren waren: Das Chelsea Potter. Hier gefiel es uns richtig gut: dunkles Holz, an der Wand hing eine Gitarre und in unseren rustikalen Holztisch waren Stücke von Gitarrenhälsen eingelassen, was natürlich vor allem Jens begeisterte. Im Fernsehen lief Champions League, es gab leckeres Essen und gute Getränke. So klang dieser Tag aufs Wunderbarste aus.
Damit endet Teil 1 meines Reiseberichtes. Teil 2 beginnt mit der Harry Potter-Studiotour, führt uns für einen Tagesausflug nach Oxford, nach Notting Hill, Greenwich, zur Brick Lane, ins Blues Café und ins Museum…