Eine Flaschenpost voller Träume

Erstellt am 1.2.21. Kategorie: Buchrezensionen
„Eine Flaschenpost voller Träume“
von Penelope J. Stokes
Bewertung
★★★★☆
Verlag dotbooks
Buchform eBook
Erschienen Februar 2021
Seiten 479
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Amerika 1994: Die junge Journalistin Brenda berichtet für einen Lokal-TV-Sender über ein fast hundert Jahre altes Haus, das abgerissen werden soll. Dabei stößt sie auf eine hübsche blaue Flasche, die, wie sich herausstellt, vier alte Briefe enthält. An Weihnachten 1929 haben vier junge Mädchen ihre Träume und Hoffnungen für die Zukunft niedergeschrieben und die Briefe in dieser Flasche auf dem Dachboden des alten Hauses versteckt: Letitia träumte davon, ihren Verlobten zu heiraten, viele Kinder zu bekommen und ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft zu werden. Pfarrerstochter Adora wollte der Enge ihres Elternhauses entfliehen und eine berühmte Hollywood-Schauspielerin werden. Ellie verspürte den Wunsch, den Armen zu helfen und Mary Love sehnte sich nach einem ruhigen, voll und ganz der Malerei gewidmeten Leben.

Neugierig geworden, beginnt Brenda 65 Jahre später zu recherchieren: Leben die vier Frauen überhaupt noch? Und was wurde aus ihren Träumen? Es gelingt ihr, nach und nach alle vier Frauen aufzuspüren und ihre Lebensgeschichten zu erfahren. Ihre Recherchereise wird dabei immer mehr zu einer Reise zu sich selbst: Schon lange verspürte sie eine unerklärliche Unruhe und Unzufriedenheit, doch erst jetzt wagt sie es, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.

„Die Träume, deren wir uns bewusst sind, erhalten uns, geben uns Hoffnung, ein Ziel, nach dem wir streben. Ob sie nun in Erfüllung gehen oder nicht, sie dienen ihrem Zweck“ (Zitat), so heißt es in der ersten Hälfte des Buches. Dass es in dieser Geschichte viel um Träume und um Schicksale gehen würde, habe ich erwartet. Worauf mich der Klappentext allerdings nicht vorbereitet hatte, war die Tatsache, dass sich dieser Roman vor allem sehr intensiv mit einem ganz bestimmten Thema auseinandersetzt: Religion. Der Glaube an Gott zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte – auch in der Form, dass jemand eben nicht an Gott glaubt, von der Kirche enttäuscht ist oder einem allzu frommen (oder scheinheiligen) Elternhaus entfliehen will. Für die vier Frauen, die als Backfische anno 1929 ihre Träume und Sehnsüchte niedergeschrieben haben, steht am Ende die Erkenntnis: „Der Weg, den wir für uns auswählen, ist nicht unbedingt der Weg, den Gott für uns vorgesehen hat.“ (Zitat).

Für mich war dieses Thema interessant und bot auch so manchen spannenden Denkanstoß. Allerdings empfand ich die Art und Weise, wie das Thema hier behandelt wurde, teilweise als etwas zu missionarisch: Die Autorin hat eine Botschaft, die sie rüberbringen will, und die fünf Frauen in der Geschichte sind das Mittel zum Zweck, so kam es mir zumindest vor. Nichtsdestotrotz war es spannend, von den Schicksalen der vier sehr unterschiedlichen Frauen anno 1929 zu lesen, zu einer Zeit, als der Börsencrash das Land ins Chaos stürzte. Was die vier erlebt haben, jede auf ihre Weise, war teilweise wirklich erschütternd.

Deshalb kann ich diesen Roman durchaus allen empfehlen, die gerne spannende und ergreifende Frauen- und Schicksalsromane lesen – allerdings eben mit der Warmung, dass es dabei auch sehr viel um Glauben und Religion geht. Wer damit nichts anfangen kann, sollte besser die Finger von diesem Buch lassen.

Das Buch ist 1999 im amerikanischen Original mit dem Titel „Blue Bottle Club“ erschienen. In Deutschland erschien es erstmals 2001 als Printausgabe bei Gerth Medien. Bei dem von mir gelesenen eBook handelt es sich um eine 2021 erschienene Neuauflage aus dem dotbooks-Verlag. Bei diesem Verlag liegt auch das Urheberrecht für das neu gestaltete Buchcover.