Kleine Morde in Paris

Erstellt am 18.2.21. Kategorie: Buchrezensionen
„Kleine Morde in Paris“
von Chris Ewan
Bewertung
★★★★☆
Verlag Bastei Lübbe
Buchform eBook
Erschienen Mai 2014
Seiten 397
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Liegt es am Corona-Blues, dass ich zur Zeit so viel Lust auf Krimis habe? Schon im Januar habe ich bevorzugt Krimis gelesen, es folgten drei (historische) Romane und dann war mir danach, dieses eBook, das schon seit Ewigkeiten auf meinem eReader schlummerte, aus seinem Dornröschenschlaf zu befreien.

Wie der Buchtitel schon verrät, spielt die Geschichte in Paris. Dort lebt der englische Krimiautor Charlie Howard, der jedoch nur im Nebenberuf Autor ist. Hauptberuflich ist er Dieb und als solcher hat er es längst zu einer gewissen Fingerfertigkeit gebracht. Seine Erfahrungen beim Knacken von Schlössern, Ausschalten von Alarmanlagen und Umgehen anderer Hindernisse lässt er auch in seine Krimis einfließen. Und so steht eines Abends nach einer Lesung plötzlich Bruno vor ihm, der ihn bittet, mit ihm gemeinsam in eine Wohnung einzubrechen – und zwar in seine eigene. Charlie ist nicht mehr ganz nüchtern, als er mit dieser Bitte konfrontiert wird, außerdem hat ihn Bruno bei seiner Eitelkeit gepackt. Also machen sich die beiden noch am selben Abend daran, nach allen Regeln der Kunst in Brunos Wohnung einzubrechen. Was reibungslos funktioniert. Die beiden trinken noch einen Kaffee zusammen, dann macht Charlie sich auf den Heimweg.

Stutzig wird er erst, als sein Hehler ihn wenig später beauftragt, ein Bild zu stehlen – und zwar aus eben jener Wohnung, in der Charlie gerade erst mit Bruno war. Er zögert, doch der Auftrag ist gut bezahlt, er ist knapp bei Kasse, also bricht er erneut in die Wohnung ein. Doch dort muss er feststellen, dass das Bild, um das es geht, gar nicht mehr da ist. Jemand anderer ist ihm zuvor gekommen. Nun steht Charlie unter Druck, das Bild zu beschaffen. Er findet heraus, dass die Wohnung gar nicht Bruno gehört, sondern einer gewissen Catherine. Und eben die sitzt kurz darauf in Charlies eigener Wohnung – gefesselt und qualvoll erstickt. Alles spricht gegen Charlie: die Tote in seiner Wohnung, seine Fingerabdrücke vom ersten Besuch in Catherines Wohnung… ihm bleibt nichts anderes übrig, als unterzutauchen und auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei spielen ein verwinkelter Buchladen, Pablo Picasso, das Centre Pompidou und nicht zuletzt Charlies findige Literaturagentin Victoria eine wichtige Rolle.

Das erste, was mir beim Lesen auffiel, war der Schreibstil, der von sehr viel Wortwitz geprägt ist, so dass ich immer wieder schmunzeln musste. Charlie war mir auch auf Anhieb sympathisch, trotz seiner diebischen Ader hat er irgendwie das Herz am rechten Fleck, er ist intelligent, schlagfertig und draufgängerisch, so dass es ein großes Vergnügen war, ihn bei seinen Nachforschungen zu begleiten.

Die Story wird allerdings immer verwirrender, es gibt unendlich viele falsche Fährten, Personen, die vorgeben, jemand anderes zu sein, am Ende hatte ich das Gefühl, gar nicht mehr richtig mitzukommen, weil so viel auf einmal passierte, obwohl die Geschichte eigentlich chronologisch und rein aus Charlies Sicht erzählt wird. Ich glaube, ich muss den Krimi nochmal von Anfang an lesen, jetzt mit dem Wissen, wie der Fall am Ende aufgelöst wird, um alles richtig zu durchschauen. Aber schon beim ersten Lesen war dieser Krimi ein großes Vergnügen und so ganz nebenbei kam ich dabei einmal quer durch Paris und zurück, was der Geschichte einen zusätzlichen Reiz verlieh.

Das Buch ist 2008 im englischen Original mit dem Titel „The Good Thief’s Guide to Paris“ erschienen, 2009 dann in der deutschen Übersetzung bei Bastei Lübbe. Das Taschenbuch ist allerdings inzwischen vergriffen, 2014 wurde das eBook neu aufgelegt. „Kleine Morde in Paris“ ist Band 2 einer mittlerweile vier Bände umfassenden Reihe rund um den Meisterdieb Charlie Howard. Ich habe die anderen Bände noch nicht gelesen, aber es war für mich kein Problem, mit Band 2 einzusteigen, da der Fall in sich abgeschlossen ist. Es wäre allerdings schon interessant zu erfahren, warum es den englischen Charlie nach Paris verschlagen hat. Ob das allerdings in Band 1 erzählt wird? Immerhin heißt dieser „Amsterdam“, die weiteren Bände heißen „Vendetta in Las Vegas“ und „Schwarze Schafe in Venedig.“