Café Hoffnung

Erstellt am 19.9.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Café Hoffnung“
von Gisa Pauly
Bewertung
★★★★★
Verlag Heyne
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen September 2022
Seiten 495
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Im März diesen Jahres habe ich den historischen Roman „Fräulein Wunder“ von Gisa Pauly regelrecht verschlungen. Schon seit langem bin ich ja ein großer Fan der Mamma-Carlotta-Krimis dieser Autorin, mit „Fräulein Wunder“ ist ihr aber auch der Auftakt zu einer so spannenden historischen Trilogie gelungen, dass ich seither mit Spannung auf das Erscheinen von Band 2 gewartet habe.

Dieser spielt nun in der Mitte der 1980er Jahre: Brit und Olaf führen auf Sylt erfolgreich des Hotel und Café König Augustin. Brits Tochter Kari ist mittlerweile eine junge Erwachsene, die gegen ihre Eltern rebelliert und eigentlich nur weiß, was sie nicht vom Leben will, ein echtes Ziel hat sie hingegen nicht vor Augen. Stattdessen genießt sie das Schickimicki-Leben auf Sylt, betäubt sich mit Alkohol, Drogen und wilden Partys. Als sie erfährt, dass Olaf nicht ihr echter Vater ist, stürzt diese Lebenslüge sie in eine tiefe Krise und sie bricht den Kontakt zu Brit und Olaf weitgehend ab.

Umso größer ist die Überraschung für ihre Eltern, als sie erfahren, dass Kari sich mit dem bekannten Modedesigner Mike Heiser verlobt hat, denn der galt bisher gerüchteweise als schwul. Groß ist die Überraschung aber auch bei Hajo Keller, dem dunkelhäutigen Geschäftsführer des Hotels König Augustin, der heimlich in Kari verliebt ist, sich aufgrund seiner Hautfarbe aber keinerlei Hoffnung macht, die Hotelerbin für sich gewinnen zu können. Aus der Ferne verfolgt er fortan Karis Schicksal.

Sowohl Hajo als auch Karis Eltern vermuten bald, dass in Karis Ehe etwas nicht stimmt, denn wirklich herzlich und liebevoll ist das Verhältnis der Eheleute nicht gerade. Zudem macht es Kari zu schaffen, dass sie nun plötzlich im Rampenlicht steht und von Paparazzi verfolgt wird. Die Lage spitzt sich dramatisch zu, als Kari feststellt, dass sie schwanger ist.

Sie flüchtet ausgerechnet in das Entbindungsheim in Achim, in dem ihre Mutter einst so leiden musste. Inzwischen hat Olaf dieses Heim längst modernisiert und zu einem wahren Zufluchtsort für ledige Mütter gemacht. Doch auch dort ist Kari nicht sicher vor kriminellen Machenschaften…

Ich muss zugeben, dass ich mir anfangs etwas schwer tat, in die Geschichte hineinzufinden. Das lag aber nicht am Buch selbst, sondern daran, dass ich zur Zeit viel um die Ohren und folglich wenig Zeit zum Lesen habe. Zudem ist es ja schon wieder ein halbes Jahr her, seit ich den ersten Teil der Trilogie gelesen habe und manche Details habe ich seitdem anscheinend vergessen. Aber dann hat mich die dramatische Geschichte wieder vollkommen gepackt und in ihren Bann gezogen, so dass ich die letzten hundert Seiten in einer einzigen schlaflosen Nacht zu Ende gelesen habe.

Kari verwandelt sich im Laufe der Geschichte von einem trotzigen, orientierungslosen Gör hin zu einer liebevollen, verantwortungsvollen Mutter, die weiß, was sie will und für ihre Ziele kämpft. Durch die Figuren des Romans zeichnet die Autorin außerdem ein sehr einfühlsames und beklemmendes Bild der Gesellschaft in den 1980ern. Es geht um Homosexualität, um AIDS, um Dunkelhäutige, um Legastheniker und um den äußerst fragwürdigen Umgang mit diesen „Randgruppen“, aber auch um die Lust an Klatsch und Tratsch und den damit einhergehenden Voyeurismus.

Alles in allem war dies eine Geschichte, die bei mir noch lange nachklingen wird und sehr zum Nachdenken anregt. Nun bin ich schon sehr gespannt auf den dritten und letzten Teil der Buchreihe, „Hotel Freiheit“, der im März 2023 erscheinen soll. Es empfiehlt sich allerdings sehr, die drei Bände der Reihe nach und mit nicht zu großem zeitlichen Abstand zu lesen.

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]