Mütter hat man nie genug

Erstellt am 7.10.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Mütter hat man nie genug“
von Monika Maifeld
Bewertung
★★★★★
Verlag Droemer Knaur
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Oktober 2022
Seiten 411
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Was für ein Buch! Auf diesen Roman wurde ich durch eine Bloggeraktion aufmerksam und fand den Klappentext schon sehr ansprechend. Aber ich hatte nicht erwartet, dass sich hinter dem lieblichen Cover eine Geschichte verbirgt, die so spannend ist wie ein Krimi.

Darum geht’s: Die 28-jährige Stefanie Gruber lebt und arbeitet in Passau, hat ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Felix. Als der sie bittet, zum Zweck der Ahnenforschung einen DNA-Test zu machen, ahnt Stefanie nicht, dass dadurch ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird. Denn das Ergebnis zeigt: Felix und Stefanie sind nicht verwandt, ein Irrtum ist ausgeschlossen. Und so beichten die Eltern schließlich, dass Stefanie als Baby auf illegale Weise zu ihnen kam, nachdem ihre Mutter jahrelang nicht schwanger geworden war.

Stefanie zieht diese Nachricht den Boden unter den Füßen weg. Sie fühlt sich all ihrer Wurzeln beraubt, wie ein aus dem Nest gefallener Vogel, und vor allem quält sie die Frage, ob ihre leibliche Mutter wohl noch lebt und von der Ungewissheit gepeinigt wird, was aus ihrer Tochter geworden ist. Also begibt sie sich, unterstützt von Felix, auf Spurensuche. Die Reise führt sie ins französische Metz, wo seinerzeit die Kinderhändlerin gelebt hat. Aber das ist 28 Jahre her, die Frau von damals ist längst weg und niemand kann Stefanie Auskunft geben. Oder? Es bedarf einiger Zufälle, damit Stefanie Stück für Stück die Puzzleteile ihrer Herkunft zusammensetzen kann.

Von der allerersten Seite an war ich mittendrin im Geschehen. Zunächst spürte ich beim Lesen ganz stark den Familienzusammenhalt, es war, als säße ich mit Stefanie, Felix und ihren Eltern gemeinsam am Frühstückstisch. Spürbar war dann aber auch Stefanies Verzweiflung, als sie von den dramatischen Umständen erfuhr, wie sie zu den Grubers gekommen ist. Ihr Schmerz über den Vertrauensbruch, die vielen Selbstzweifel, die Verunsicherung, all das wird sehr einfühlsam geschildert, so dass ich auf jeder Seite mit Stefanie gebangt, gehofft, gezweifelt, resigniert und dann doch wieder gehofft habe.

Zunächst spielt der Roman auf zwei Zeitebenen, im Jahr 2018/2019 und im Mai 1990, zum Zeitpunkt von Stefanies Geburt. Schon der Prolog ist hochdramatisch und als Leser weiß man anfangs ein klein wenig mehr als Stefanie. Etwa nach dem ersten Drittel des Buches endet aber der Erzählstrang in der Vergangenheit, ab diesem Zeitpunkt begibt man sich gemeinsam mit Stefanie auf Spurensuche, stößt auf so manche Sackgasse und verschlossene Tür und kann das Buch einfach nicht mehr weglegen, bis die Geschichte zu Ende ist.

Neben der immensen Spannung, die immer geschickt hochgehalten wird, waren es einige kleine Details, die mir besonders gut gefallen haben. So glaubt Stefanie 28 Jahre lang, am 19. Mai Geburtstag zu haben – das ist der Geburtstag meiner Mutter. Von Beruf ist Stefanie Instrumentenbogenbauerin, folglich lernt man quasi nebenbei einige interessante Fakten über die Herstellung von Geigenbögen – ein Thema, mit dem ich mich rein zufällig gerade privat auseinander gesetzt habe. Bisher hatte ich nämlich keine Ahnung, wie aufwändig die Herstellung solch eines Bogens ist und wie wichtig die einzelnen Arbeitsschritte für den perfekten Klang sind, denn vor der Lektüre dieses Buches habe ich immer nur der Geige Aufmerksamkeit geschenkt, nicht aber dem Bogen, mit dem sie gespielt wird. Somit habe ich ganz nebenbei hier auch wieder etwas Neues gelernt.

Jedenfalls habe ich dieses über 400 Seiten dicke Buch an einem einzigen verregneten Sonntag von vorne bis hinten gelesen, nachts um halb drei war ich fertig, aber ich hätte das Buch vorher einfach nicht weglegen können, weil ich so mitgefiebert habe. Absolute Leseempfehlung!

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]