Töchter des Glücks

Erstellt am 15.10.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Töchter des Glücks“
von Maria Nikolai
Bewertung
★★★★★
Verlag Penguin
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Oktober 2022
Seiten 606
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Die Autorin Maria Nikolai hat mich in den vergangenen Jahren zunächst mit ihrer Trilogie rund um die Stuttgarter Schokoladenvilla begeistert. Ziemlich genau vor einem Jahr gab es dann wieder Neues von ihr, nämlich „Töchter der Hoffnung“, den ersten Band ihrer Bodensee-Saga. Dreh- und Angelpunkt ist der Lindenhof in Meersburg, aber während es im ersten Band vor allem um die älteste Tochter Helena geht, steht nun Lilly, die mittlere der drei Töchter, im Mittelpunkt.

Die Handlung beginnt im Mai 1918. Lilly, die bereits im ersten Band den jungen Soldaten Arno Reichle geheiratet hat und mit ihm nach Stuttgart gezogen ist, kehrt zurück an den Bodensee. Ihr Mann ist an der Front, ihre Schwiegereltern wurden bei einem Bombenangriff getötet, die Seifenfabrik der Reichles liegt in Schutt und Asche. Kein Wunder also, dass die junge, verträumte Frau in den Schoß ihrer eigenen Familie flüchtet!

Doch ihr Vater überzeugt sie, dass ihr Platz nun in Stuttgart ist, dort soll sie sich um den wohlhabenden Haushalt der Familie Reichle und um den Wiederaufbau der Fabrik kümmern. Unterstützung erhält sie dabei von Arnos Onkel Fritz, der sie auch ermutigt, ihren eigenen Traum von einer Kosmetiklinie wahr zu machen. Fortan experimentiert Lilly in der wieder aufgebauten Fabrik in ihrer eigenen kleinen Werkstatt.

In der Fabrik lernt sie auch Felix Benthin kennen, der für Fritz arbeitet, aber auch als Spion für die Alliierten im Ersten Weltkrieg. Felix und Lilly fühlen sich zwar zueinander hingezogen, aber Lilly ist verheiratet und glaubt fest daran, dass Arno den Krieg überleben wird. Dennoch ist sie machtlos gegen die Faszination, die Felix auf sie ausübt.

Als der Krieg endlich zu Ende ist, bricht nicht nur für Lilly eine neue Ära an: Frauen dürfen plötzlich wählen und behaupten ihren Platz in der Gesellschaft. Lillys Traum von einem eigenen Kosmetiksalon nach dem Vorbild der berühmten Helena Rubinstein ist nun zum Greifen nah und in Fritz und Felix hat Lilly eifrige Unterstützer. Doch dann passiert etwas, das ihre ganze mühsam aufgebaute Existenz ins Wanken bringt…

Wieder einmal hat die Autorin es geschafft, mich von der ersten Seite an tief in die Handlung eintauchen zu lassen. Ich saß neben Lilly in der Kutsche auf ihren Fahrten zum Bodensee, nach Stuttgart und Esslingen, ich zitterte um Felix, während er Flüchtlinge heimlich über die Grenze brachte, schaute Lilly bei der Seifenherstellung über die Schulter und bangte mit ihr um… nein, das kann ich nicht verraten, ohne zu spoilern.

Parallel zu Lillys Geschichte werden auch die Schicksale ihrer beiden Schwestern Helena und Katharina sowie das ihrer Mutter Elisabeth weiter erzählt und am Ende zu einem dramatischen Finale verwoben. Der erste Band der Trilogie, „Töchter der Hoffnung“, spielte in den Jahren 1917 bis 1919, „Töchter des Glücks“ nun in der Zeit von 1918 bis 1920. Somit ist dieser zweite Band logischerweise keine direkte Fortsetzung, da einige Ereignisse parallel passieren und in beiden Büchern aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert werden. Es empfiehlt sich natürlich, die Bände der Buchreihe chronologisch zu lesen, um einen besseren Überblick über die Geschehnisse zu bekommen. Ich denke aber, dass man „Töchter des Glücks“ auch ohne die Vorkenntnisse aus dem ersten Band sehr gut lesen kann.

Ein interessanter „Sidekick“ ist die Geschichte der Elisabeth von Ardenne, deren Schicksal einst Theodor Fontane zu seinem Roman „Effi Briest“ inspirierte. Die „echte“ Effi, also Elisabeth von Ardenne, hat tatsächlich ab 1918 in der Nähe von Lindau gelebt und so hat Maria Nikolai die Chance genutzt, diese reale Person in die fiktive Handlung ihres Romans einzubinden.

Im Anhang des Buches gibt es ein Personenverzeichnis, ein sehr informatives Glossar und eine Zeittafel, die einem die Übersicht über die politischen Ereignisse der Jahre 1918/19 sehr erleichtert. Am Ende lässt der Roman einige Fragen offen, die mich schon heute neugierig auf den dritten Band der Bodensee-Saga machen, der aber leider erst in einem Jahr erscheinen wird. Bis dahin kann ich „Töchter des Glücks“ uneingeschränkt empfehlen – der perfekte Schmöker für ein gemütliches Lesewochenende!

Am Freitag, 7. Oktober 2022, war die Autorin zu Gast in der Buchhandlung Hugendubel am Münchner Marienplatz, um ihr frisch erschienenes Werk (und natürlich auch ihre anderen Bücher) zu signieren. Ich durfte Maria Nikolai bereits vor einigen Jahren kennenlernen, seitdem haben wir uns bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder mal getroffen und ich habe mich sehr gefreut, sie nun nach längerer Zeit endlich mal wiederzusehen:

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]