Montmartre – Licht und Schatten

Erstellt am 28.4.25. Kategorie: Buchrezensionen
„Montmartre - Licht und Schatten“
von Marie Lacrosse
Bewertung
★★★★★
Verlag Goldmann
Buchform kartoniert, E-Book
Erschienen April 2025
Seiten 603
Erhältlich beigenialokal.de

Auf dieses Buch habe ich aus mehreren Gründen schon mit Spannung gewartet: Zum einen habe ich von Marie Lacrosse bereits mehrere Bücher gelesen, die mich allesamt begeistert haben, zum anderen reisen wir demnächst nach Paris und da, so dachte ich mir, ist dieser Roman sicher die perfekte Lektüre zur Einstimmung. So viel vorweg: Meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

Paris, 1866: Die beiden Mädchen Elise Lambert und Valérie Dumas kommen zufällig am gleichen Tag mit Hilfe derselben Hebamme zur Welt. Sonst aber haben sie zunächst keinerlei Berührungspunkte, denn während Valérie als Tochter eines wohlhabenden Kunsthändlers sehr behütet und verwöhnt aufwächst, lernt Elise als Tochter einer einfachen Wäscherin schon früh bitterste Armut kennen und muss schon als Kind hart arbeiten, damit die kleine Familie über die Runden kommt.

Doch beide Mädchen haben Träume jenseits ihrer Lebensrealität: Durch eine Freundin kommt Elise in Kontakt mit der Künstlerszene am Montmartre und möchte eine berühmte Tänzerin in einem der vielen Varietés der Stadt werden – nicht zuletzt deshalb, weil sie als Cancan-Tänzerin so viel mehr Geld verdienen kann wie als Wäscherin oder Modell für Maler der Kunsthochschule.

Jene Kunstakademie ist auch das Ziel der Wünsche von Valérie, die, angeregt durch die Kunsthandlung ihres Vaters, selbst gerne malt und großes Talent hat. Allerdings ist Frauen das Kunststudium an den bekannten Kunsthochschulen verwehrt, doch Valéries Vater macht all seinen Einfluss geltend, so dass seine Tochter schließlich als einzige Frau einen Kurs dort belegen darf. Dabei lernt sie viele andere Künstler kennen, darunter Henri de Toulouse-Lautrec, der ihr ein guter Freund wird. Durch ihn kommt auch Valérie immer mehr mit der Künstlerszene am Montmartre in Kontakt – allerdings heimlich, denn als Tochter aus gutem Hause hat sie keinerlei Freiheiten und steht ständig unter Aufsicht, was umso problematischer wird, als sie sich in einen Künstlerkollegen verliebt.

In diesem ersten Teil der zweibändigen Montmartre-Saga lernen Valérie und Elise sich zwar kennen, ihre Bekanntschaft bleibt jedoch noch oberflächlich, allerdings gibt es im Laufe der Geschichte immer mehr Berührungspunkte. Beide Frauen müssen gegen viele Widerstände kämpfen, die ihnen von der Gesellschaft und den damals vorherrschenden Konventionen auferlegt werden.

Besonders betroffen gemacht hat mich die bittere Armut, in die Frauen allzu schnell abgleiten konnten, wenn sie etwa ihre Arbeit verloren oder ungewollt schwanger wurden. Beim Lesen wurde mir mal wieder deutlich vor Augen geführt, welch tolle Errungenschaft unser heutiges Sozialversicherungssystem ist, auch wenn über dieses oft und gerne gejammert wird.

Besonders schön fand ich, dass man beim Lesen viel über zeitgenössische Künstler erfährt, neben dem bereits genannten Toulouse-Lautrec u.a. auch über Vincent van Gogh, Pierre-Auguste Renoir, Edgar Degas, Paul Gauguin und viele andere. Seit einigen Jahren besuche ich regelmäßig eine kunsthistorische Vortragsreihe an unserer Volkshochschule, dabei ging es erst kürzlich um die Künstlerkolonie von Barbizon bei Paris, die im Buch ebenfalls vorkommt, daher schloss sich für mich gewissermaßen ein Kreis.

Neben den Malern finden im Buch auch etliche andere reale historische Persönlichkeiten Erwähnung darunter einige berühmt-berüchtigte Cancan-Tänzerinnen, aber auch Gustave Eiffel, dessen weltbekannter Eiffelturm im Laufe der Geschichte eingeweiht wird, oder Ferdinand de Lesseps, Erbauer des Suez- und Panama-Kanals. Was die jedoch mit Valérie und Elise zu tun haben, sei an dieser Stelle nicht verraten 😉

Alles in allem war dies wieder einmal eine Lektüre, die mich vollkommen in ihren Bann gezogen hat. Ich habe mit Elise und Valérie mitgefiebert und außerdem viel über Paris, insbesondere über das titelgebende Viertel Montmartre und über die dort ansässige Künstlerszene gelernt, so dass ich unserer Paris-Reise nun noch mehr entgegenfiebere als ohnehin schon. Außerdem freue ich mich auf die Fortsetzung dieses Romans. Band 2 mit dem Titel „Traum und Schicksal“ kommt laut Verlag am 12. November 2025 auf den Markt. Ich bin schon jetzt sehr gespannt.

[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]