„Glück ist ganz nach meinem Geschmack“ | |
von Claudia Schaumann | |
Bewertung
★★★☆☆
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Verlag | Goldmann |
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Buchform | kartoniert, E-Book |
Erschienen | Juni 2025 |
Seiten | 448 |
Erhältlich bei | genialokal.de |
Als ich in der Goldmann-Verlagsvorschau den Klappentext zu diesem Roman las, fühlte ich mich direkt angesprochen, vielleicht, weil ich erstens selbst vergangenes Jahr das Treffen unseres Abi-Jahrganges mit organisiert habe, zweitens über 40 bin 😉 und mich drittens schon seit längerem mit dem Thema „alternde Eltern“ auseinandersetzen muss. Deshalb war ich auf dieses Buch sehr gespannt, musste aber leider feststellen, dass der Klappentext bei mir wohl falsche Erwartungen geweckt hat.
Klappentext: Eigentlich kann Grundschullehrerin Sam mit ihrem Leben zufrieden sein: Sie hat eine gemütliche Altbauwohnung in Hamburg-Eimsbüttel, tolle Freundinnen und die beste Tochter der Welt. Nur die Hoffnung auf die große Liebe hat sie längst aufgegeben – bis sie beim Klassentreffen in ihrer Heimatstadt Lüneburg ihren Jugendschwarm Max wiedertrifft. Während sie wie ein Teenie dem nächsten Date entgegenfiebert, rauben ihr die Schule, ihre alternden Eltern und der neue, erstaunlich junge Rektor Finn den letzten Nerv. Um sich von ihrem Gefühlschaos abzulenken, tut Sam das, was ihr am meisten Spaß macht: Macarons backen. Und dabei fragt sie sich, ob sie mit 43 noch einmal etwas ganz Neues wagen soll – im Job und in der Liebe … (Zitat).
Die alleinerziehende Sam hadert mit ihrem Beruf als Grundschullehrerin, der sie zunehmend an ihre Grenzen bringt, erst recht, seit der neue junge Rektor Finn in der Schule alles umkrempeln will. Gedankliche Abwechslung bietet ihr Klassentreffen, hier werden in Rückblenden immer wieder Kapitel aus Sams Jugend eingestreut, die von ihren typischen Teenager-Sorgen handeln: Freundschaften, Jungs, Eltern. Dabei wird schon deutlich, dass Sam in jungen Jahren von ihren Eltern leider nicht motiviert und mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet wurde, was ihr selbst mit Mitte 40 noch Probleme bereitet.
Diese Probleme ertränkt Sam ganz gerne mal in Alkohol, wenn sie mit ihren Freundinnen feiern geht. Oder sie holt sich den schnellen Kick durch kurzlebige Affären und One-Night-Stands, kann sich aber nicht auf eine feste Beziehung einlassen. So richtig glücklich ist sie nur beim Backen, so wie früher mit ihrer Großmutter. Als ihre selbstgebackenen Macarons in ihrem Bekanntenkreis immer beliebter werden, überlegt sie erstmals, ihren sicheren Beamtenjob hinzuschmeißen und sich stattdessen als Macaron-Bäckerin selbstständig zu machen. Doch dieser Schritt erfordert eine ganze Menge Mut, den Sam nicht hat.
Leider konnte mich die Geschichte nicht so ganz überzeugen. Auch mit 43 kam mir Sam oftmals vor wie ein pubertierender Teenie. Die Themen Sex und Alkohol hätten so, wie sie hier geschildert werden, für mein Empfinden auch eher zu einer jüngeren Frau gepasst. Irgendwann war ich fast schon genervt und dachte mir beim Lesen: „Mensch, krieg endlich mal Dein Leben auf die Reihe!“ So richtig herzerwärmend waren für mich hingegen die Szenen, in denen Sam mit ihrer Tochter Hermine zusammen ist. Hermine ist aber auch ein Charakter, den man einfach liebhaben muss!
In der zweiten Hälfte des Buches geht es dann für Sam verstärkt darum, die beruflichen Weichen neu zu stellen, das fand ich sehr spannend, aber leider nicht ganz zu Ende erzählt. Mir fehlte da noch ein bisschen der Hintergrund: Will Sam nun Macarons für private Bestellungen backen oder eröffnet sie einen Laden oder gar ein Café? Was genau ist eigentlich ihr Plan? Das kommt leider nicht wirklich raus.
Zum Thema „alternde Eltern“: Ich hatte aufgrund dieser Formulierung erwartet, dass Sam sich damit auseinandersetzen muss, dass ihre Eltern im Alter zunehmend gebrechlicher und hilfsbedürftiger werden – was rein rechnerisch aufgrund Sams eigenem Alter ja durchaus hätte sein können. Zum Glück für Sam ist das jedoch nicht der Fall, ihre Eltern haben zwar so ihre Eigenheiten und sind bestimmt nicht ganz einfach im Umgang, gesundheitlich aber Gott sei Dank noch sehr fit. Wie gesagt, aufgrund eigener Erfahrungen habe ich hier eben einfach etwas anderes erwartet.
„Glück ist ganz nach meinem Geschmack“ ist der zweite Roman der Autorin Claudia Schaumann, der im Goldmann-Verlag veröffentlicht wurde. „Sommer ist meine Lieblingsfarbe“ ist im März 2024 erschienen und avancierte zum Spiegel-Bestseller. Darin wird die Geschichte von Sams Freundin Ava erzählt, somit ist „Glück ist ganz nach meinem Geschmack“ gewissermaßen eine Fortsetzung, die man aber auch sehr gut lesen kann, wenn man das erste Buch nicht kennt.
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]