Weihnachtspost im kleinen Cottage

Erstellt am 17.12.25. Kategorie: Buchrezensionen
„Weihnachtspost im kleinen Cottage“
von Marie Hatzbach
Bewertung
★★★★★
Verlag Ullstein
Buchform Softcover, E-Book
Erschienen Oktober 2024
Seiten 251
Erhältlich beigenialokal.de

Auf diesen Roman wurde ich vergangenes Jahr im Buchladen aufmerksam – zugegebenermaßen aufgrund des schönen Covers. Da mich aber auch der Klappentext ansprach, wanderte das Buch auf meine Merkliste … und dann war Weihnachten vorbei, ich hatte keine Lust mehr auf weihnachtliche Lektüre und das Buch geriet in Vergessenheit – bis es heuer als E-Book im Angebot war, woraufhin ich es mir gleich kaufte, herunterlud und auch direkt mit dem Lesen begann.

Das Buch handelt von vier Leuten Mitte 30, die einst zusammen die Schule besuchten. Damals, vor 15 Jahren, standen sie kurz vor dem Abitur und unternahmen zusammen mit ihrem Englischlehrer eine Reise ins englische Rochester zu den dortigen Charles Dickens-Weihnachtsfestspielen. Aus vier sehr unterschiedlichen Jugendlichen entstand zwar keine Freundschaft, aber doch zumindest eine Zweckgemeinschaft: Da ist die Ich-Erzählerin Klara, still, zurückhaltend, schon damals buchbegeistert. Außerdem Annika, die Partyqueen, Alex, der arrogante, spitzzüngige Schnösel, und Jonas, der Rebell und Klaras heimlicher Schwarm.

Nach dem Abitur haben sie sich aus den Augen verloren und unterschiedliche Wege eingeschlagen. Doch als Klara zufällig eine Ausgabe von Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte in die Hände fällt, erinnert sie sich an die damalige Reise und an ein Versprechen, das sie sich dabei gegeben hatten: Angelehnt an Dickens‘ Roman hatten sie alle vier damals je drei Briefe an sich selbst geschrieben: an ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft. Diese Briefe hatten sie Klara zur Aufbewahrung gegeben, um sie 15 Jahre später gemeinsam zu öffnen und zu lesen.

Also macht Klara die übrigen drei ausfindig und tatsächlich treffen sie sich alle wieder in jenem Cottage in Rochester, in dem sie schon damals gewohnt haben. Die Wiedersehensfreude ist groß und natürlich wird erstmal erzählt, was aus ihnen inzwischen so geworden ist. Doch sehr rasch offenbart sich, dass sie noch immer höchst unterschiedlich sind. Alte Konflikte brechen wieder auf, aber auch alte Gefühle entflammen erneut. Als einige bislang wohl gehütete Geheimnisse ans Licht kommen, nicht zuletzt dank der nun endlich geöffneten Briefe, eskaliert die Situation. Und plötzlich erscheint alles in einem anderen Licht …

Das Buch ist wie Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte in fünf Strophen unterteilt, jede Strophe besteht aus mehreren Kapiteln. Von Anfang an entwickelte die Geschichte eine unwiderstehliche Sogwirkung auf mich: Man spürt sofort die Spannungen zwischen Klara, Annika, Alex und Jonas, kennt aber die Hintergründe noch nicht, denn diese offenbaren sich erst nach und nach. Zu dieser an sich schon spannungsgeladenen Situation kommt ein wunderschönes Setting im verschneiten Rochester, inklusive Ausflug ins vorweihnachtliche London. Die Dickens-Weihnachtsfestspiele sind so anschaulich beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, selbst mit dabei zu sein.

Alles in allem war dieser Roman also spannend, oftmals erschütternd, zumindest aber sehr nachdenklich stimmend, zugleich aber auch voller weihnachtlicher Atmosphäre – eine Mischung, die mir so gut gefallen hat, dass ich das Buch in nur zwei Tagen verschlungen habe. Auch wenn der Titel furchtbar kitschig klingt, die Geschichte ist es zum Glück nur ganz am Ende, aber das darf bei einem guten Weihnachtsroman ja auch so sein, oder? Große Leseempfehlung!

[Werbung, unbezahlt]