Die Liebe der Duftmischerin

Erstellt am 24.11.18. Kategorie: Buchrezensionen
„Die Liebe der Duftmischerin“
von Gabriela Galvani
Bewertung
★★★★☆
Verlag dotbooks
Buchform eBook
Erschienen Februar 2018
Seiten 506 Seiten
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Italien im 16. Jahrhundert: Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter wächst Vittoria Cortese im Kloster von Ferrara auf, denn ihr Vater, der Genueser Kaufmann Carlo Cortese, ist viel unterwegs und kann sich nicht um sie kümmern. Von ihrer Mutter hat Vittoria das Interesse für Botanik und Naturwissenschaften geerbt und im Kloster beschäftigt sie sich mit Alchemie, in einem eigenen Labor stellt sie Duftwässer und Toilettenartikel her.

Doch dann erhält sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters. Die Umstände sind mysteriös, angeblich war ihr Vater hochverschuldet, ihr Erbe ist dahin. Vittoria zweifelt am Wahrheitsgehalt dieser Nachricht und macht sich auf den Weg nach Genua, um Licht ins Dunkel zu bringen. Der Zufall will es, dass sie noch in Ferrara auf eine Reisegesellschaft trifft, der sie sich anschließen kann: Der Maler Vincenco di Venezia reist mit seinen Gehilfen Paolo und Jan nach Genua, um dort ein Hochzeitsportrait anzufertigen. Geleit auf seiner Reise erhält er vom Bräutigam persönlich, dem Kaufmann Alessandro Pollini. Alessandro nimmt auch Vittoria unter seine Obhut und auf der abenteuerlichen Reise entdecken beide ihre Gefühle füreinander. Doch Vittoria ist ein sittsames, unerfahrenes junges Mädchen und als sie erfährt, dass Alessandro bald heiraten wird, geht sie ihm tunlichst aus dem Weg. Ohnehin hat sie andere Probleme, denn auf der Reise wird sie überfallen – ist sie nur ein Zufallsopfer oder trachtet ihr jemand nach dem Leben, der womöglich auch schon ihren Vater auf dem Gewissen hat?

In Genua angekommen, spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu: In Vittorias Elternhaus, dem Palazzo Cortese, residiert jetzt die schöne Barbara, Kurtisane von Gustavo Calvi, dem langjährigen Freund und Anwalt der Corteses. Dieser wiederum ist für Vittoria nicht zu sprechen. Welches Geheimnis verbirgt er? Während Alessandro auf eigene Faust Nachforschungen anstellt, rückt der Tag seiner Hochzeit immer näher und Vittoria gerät in große Gefahr…

Anders als in Gabriela Galvanis Roman „Die Seidenhändlerin“ spielt das historische Umfeld hier nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn durchaus einige historisch relevante Personen wie z.B. Andrea Doria, Jakob Fugger und Kaiser Karl V. am Rande erwähnt werden. Interessant sind die Beschreibungen der sog. Alchemie, jener Wissenschaft, dank derer Vittoria wohlriechende Duftwässer ebenso herstellen kann wie heilende Salben und Tinkturen. Da ich selbst mich ein wenig für Kräuterheilkunde interessiere, fand ich diese Passagen besonders interessant.

Insgesamt fand ich den Roman flüssig zu lesen und vor allem zum Ende hin wurde es hochdramatisch und spannend, wenngleich ich einiges etwas unrealistisch fand. Ohne spoilern zu wollen: Da wird ein Feuer beschrieben, das über eine Stunde braucht, um sich vom Erdgeschoss bis in den ersten Stock eines Hauses auszubreiten – ernsthaft?! In einer Zeit, in der sehr viel mit Holz gebaut wurde, die Böden mit dicken Teppichen belegt und die Wände mit Ölgemälden behängt waren? Das erscheint mir wenig glaubhaft, war für die Dramaturgie der Geschichte aber wohl unumgänglich.

Wie schon im oben erwähnten Roman „Die Seidenhändlerin“ fand ich auch hier die Rolle der Frau, speziell Vittoria, etwas widersprüchlich dargestellt. Ein junges Mädchen aus gutem Hause, das behütet im Kloster aufwächst, wird wohl kaum die Erlaubnis erhalten, sich mutterseelenallein von Ferrara nach Genua aufzumachen, was im 16. Jahrhundert eine höchst beschwerliche und gefährliche Reise von mehreren Wochen bedeutete.

Davon abgesehen war der Roman aber eine unterhaltsame Lektüre, die mir gut gefallen hat. Wie die Autorin im Nachwort erzählt, nahm sie Bezug auf eine der ersten bekannten Naturwissenschaftlerinnen, Isabella Cortese (+ 1561). Diese hat seinerzeit das Buch „I Segreti medicanili, artificiosi ed alchimici“ veröffentlicht. Eine italienischsprachige Ausgabe dieses Buches konnte die Autorin im Deutschen Museum in München bewundern.