#litloveromane: Die Oleanderschwestern

Erstellt am 23.1.19. Kategorie: Buchrezensionen
„Die Oleanderschwestern“
von Cristina Caboni
Bewertung
★★★☆☆
Verlag Blanvalet
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen August 2017
Seiten 415 als Taschenbuch
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Wie kürzlich schon am Rande erwähnt, gibt es bei uns Lit.Love-Bloggerinnen schon die nächste Aktion: Seit dem 19.1. und noch bis zum 17.2. lesen wir unter den hashtags #litloveromane #litloveromane2018 #mitlitlovedurchdenwinter und #litlovebloggerinnen verschiedene zeitgenössische Romane der Lit.Love-Autorinnen. Für mich war sofort klar, dass dies auch eine gute Gelegenheit darstellt, den Stapel ungelesener Bücher zu durchforsten. Schon seit der Lit.Love 2017 schlummerte auf meinem Reader dieser Roman von Cristina Caboni. Deren Lesung hatte ich damals auf der Lit.Love besucht und fand das Buch sehr ansprechend. Aber wie das halt so ist, es kamen so viele andere gute Bücher dazwischen, die auch ganz dringend gelesen werden wollten, darunter auch ein weiteres von Cristina Caboni. Nun aber nahm ich die Aktion zum Anlass, mich endlich den Oleanderschwestern zu widmen.

Die Geschichte beginnt damit, dass Iris auf der Chelsea Flower Show ganz zufällig einer Frau gegenübersteht, die ihr gleicht wie ein Ei dem anderen. Beide sind geschockt und beginnen nachzufragen. Und so stellt sich heraus, dass die beiden tatsächlich Zwillingsschwestern sind. Ihre Eltern trennten sich, als die beiden Mädchen noch klein waren, Iris wuchs fortan bei ihrem Vater Francesco auf und reiste mit ihm durch die Welt, Viola blieb bei ihrer Mutter Claudia und zog mit ihr nach London. Beide Schwestern glaubten, der jeweils andere Elternteil sei tot, doch nun müssen die Eltern Farbe bekennen und diese Lebenslüge beichten.

Bevor es aber zu der geplanten Begegnung von allen vieren in London kommt, erhält Francesco einen Anruf aus der Toskana: Seine Mutter Giulia ist schwer erkrankt und will ihn noch einmal sehen. Francesco hat nach der Trennung von Claudia und einem schlimmen Streit mit Giulia das heimatliche Anwesen La Spinosa verlassen und wollte eigentlich nie mehr dorthin zurückkehren. Nun tut er es doch, in Begleitung von Iris, und wenig später treffen auch Viola und Claudia ein.

Es kommt zur ersten Begegnung zwischen den Zwillingsschwestern und auch deren Eltern müssen sich nach all den Lügen und Verletzungen erst wieder vorsichtig aneinander herantasten. Giulia, die damals mit schuld am Scheitern der Ehe war, versucht alles, um die zerrüttete Familie wieder zu versöhnen – aber nach ihren eigenen Regeln. Denn sie bewahrt ein großes Geheimnis, das sie mittlerweile zu erdrücken scheint.

Eine große Rolle spielt der weitläufige Garten des Anwesens, einst ein blühendes Paradies, das mittlerweile aber verwahrlost und verkümmert ist. Der Legende nach sind es immer Zwillinge, denen der Garten anvertraut wird. So hofft Giulia, dass auch Iris und Viola der alten Familientradition Folge leisten. Doch können die jungen Frauen all die Lügen, die ihr Leben überschattet haben, hinter sich lassen und ganz von vorne beginnen?

Schon bei der Lesung damals fühlte ich mich sofort an „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner erinnert – ein Buch, das Signora Caboni nach eigener Aussage aber gar nicht kennt (ist Erich Kästner in Italien kein Begriff? Ich weiß es nicht). Aber anders als in Kästners Kinderbuch wird hier sehr viel intensiver auf die Verletzungen eingegangen, die diese Trennung bei Kindern und Eltern hervorgerufen hat. Zumal die Zwillinge in diesem Roman ja bereits junge Erwachsene sind und keine kleinen Mädchen mehr, die vielleicht schneller über so etwas hinwegkommen. Das wird hier einfühlsam erzählt, insofern hat mir die Geschichte gut gefallen.

Allerdings fand ich die Erzählweise an vielen Stellen eher langatmig. Es wird viel philosophiert und ausschweifend beschrieben, die Tage gehen ins Land, ohne dass die Schwestern auch nur einmal energisch eine umfassende Aufklärung von ihren Eltern oder ihrer Großmutter einfordern. Stattdessen wird viel geschwiegen, sich zurückgezogen, umeinander herumgeschlichen. Das hat mich so manches Mal eher genervt.

Schön fand ich, dass jedes Kapitel mit der genauen Beschreibung einer Pflanze eingeleitet wird: Erwähnt werden ihr botanischer Name, ihr Aussehen, ihre Bedürfnisse an Licht und Boden, ihre Verwendung und ihre Bedeutung. Nur mit wenigen Sätzen wird dabei auch der Oleander erwähnt, in der Geschichte selbst kommt er überhaupt nicht vor. Deshalb ist es mir auch ein absolutes Rätsel, warum dieser Roman in der deutschen Übersetzung den Titel „Die Oleanderschwestern“ bekommen hat, es ist ja noch nicht einmal ein Oleander auf dem Cover abgebildet. Viel mehr Bedeutung im Roman hat eine tausendjährige Rose, insofern wäre ein Name, in dem das Wort Rose vorkommt, passender gewesen. Allerdings heißt schon der Debütroman der Autorin „Die Rosenfrauen“, also war dieser Titel bereits vergeben. Im italienischen Original heißt das Buch übrigens „Der Garten der geheimen Blumen“, das finde ich ansprechend und der Geschichte angemessen.

Insgesamt hat mir das Buch mit seinen vielen Blumen- und Gartenszenen viel Sehnsucht nach dem kommenden Frühling beschert. Die Geschichte an sich war ganz unterhaltsam, hatte allerdings auch deutliche Längen.