Orangenblütenjahr

Erstellt am 1.3.19. Kategorie: Buchrezensionen
„Orangenblütenjahr“
von Ulrike Sosnitza
Bewertung
★★★★☆
Verlag Heyne
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Februar 2019
Seiten 384 Seiten als Taschenbuch
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Nelly muss gleich zwei Schicksalsschläge verkraften: Ihr Mann stirbt ganz plötzlich und unerwartet und lässt sie mit Mitte 50 als Witwe zurück. Doch damit nicht genug: Am Tage seines Todes erfährt Nelly, dass ihr Mann eine Geliebte hatte und mit ihr ein gemeinsames Kind. Diese Geliebte ist ausgerechnet Nellys vermeintlich beste Freundin. Kein Wunder, dass Nelly zusammenbricht! Zumal sich scheinbar jeder in dem kleinen Dorf im Odenwald das Maul über sie zerreißt. Wie es scheint, war sie die Einzige, die nichts von der Affäre ihres Mannes gewusst hat.

Da kommt das Angebot ihrer Freundin Mona gerade zur richtigen Zeit: Mona besitzt eine Apotheke in München und bietet Nelly dort einen Job an. Nelly verkauft also ihr Haus und die Apotheke im Odenwald, die seit Generationen in Familienbesitz war, und zieht in eine Wohnung in München-Sendling, bereit, dort ein neues Leben anzufangen. Voller Begeisterung erkundet sie die Stadt, geht in Museen und Theater, knüpft Kontakte zu ihren neuen Nachbarn.

Doch Nellys erwachsenen Kindern ist das alles suspekt: Elena und Severin geht dieser Neuanfang zu schnell, obwohl sie selbst schon längst ihr eigenes Leben führen. Aber sie haben eben nicht den untreuen Ehemann verloren, sondern den geliebten Vater. Trauert ihre Mutter denn gar nicht? Wie kann sie so leichten Herzens das Haus, in dem die Familie gelebt hat, und die Apotheke verkaufen, der Heimat den Rücken kehren? Vor allem Elena kann ihrer Mutter das nicht verzeihen, es kommt zum Zerwürfnis.

Und dann interessieren sich gleich drei Männer gleichzeitig für Nelly: Gabriel, der nette Autor und Ballonpilot aus der Nachbarschaft, Ludwig, der treue Freund aus der alten Heimat, und Thomas, Nellys Schwarm aus der Schulzeit, den sie in München zufällig wiedertrifft. Für wen wird Nelly sich entscheiden? Wird sie sich überhaupt für einen entscheiden, ist sie schon bereit für eine neue Liebe, nach all den Verletzungen, die ihr zugefügt wurden? Und was werden ihre Kinder dazu sagen? Und die Ex-Schwiegermutter?

Im Laufe ihres ersten Jahres in München muss Nelly allerhand Probleme bewältigen und schafft es am Ende sogar, ihre Höhenangst in den Griff zu bekommen. Sinnbildlich für ihre Entwicklung steht dabei der Orangenbaum, der am Tag ihres Umzugs erstmals zarte Knospen zeigt, im Verlauf der Geschichte zu blühen beginnt und schließlich erste Früchte trägt.

Ich habe sofort gut in die Geschichte hinein gefunden, Nellys Aufbruchstimmung ist richtig ansteckend und ich habe direkt Lust bekommen, mit ihr gemeinsam München zu erkunden. Allerdings fehlt dem Roman meiner Meinung nach ein wenig die Spannung. Es ist eher eine ganz ruhige und sehr einfühlsam erzählte Geschichte, bei der man sich in alle Personen richtig gut hinein versetzen kann.

Was das Buch für mich zu etwas ganz Besonderem macht: Ich wurde bei den Danksagungen erwähnt 🙂  Vor einiger Zeit hat die Autorin Ulrike Sosnitza auf Facebook gefragt, was ihre Protagonistin in München denn so alles erleben und anschauen könnte. Ich hatte ihr damals u.a. den Stemmerhof in Sendling und die Auer Dult empfohlen – und habe sie dann auch tatsächlich rein zufällig im Mai letzten Jahres auf der Auer Dult getroffen, als sie auf Recherchereise in München unterwegs war. Beide Locations haben es dann schlussendlich in den Roman geschafft, was mich riesig gefreut hat.

Fazit: Ein sehr sympathischer Roman von Ulrike Sosnitza, die mich bereits mit „Novemberschokolade“ und vor allem mit „Hortensiensommer“ begeistert hat. Auf der Homepage der Autorin gibt es eine Leseprobe und das Rezept zu dem leckeren Apfelkuchen, den Gabriel im Verlauf der Geschichte bäckt.