Aufgedirndlt

Erstellt am 14.1.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Aufgedirndlt“
von Jörg Steinleitner
Bewertung
★★★★☆
Verlag Piper
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Februar 2012
Seiten 252
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Nachdem ich „Tegernseer Seilschaften“, den ersten Band rund um die Tegernseer Polizistin Anne Loop, beendet hatte, habe ich gleich mit dem zweiten Band weitergemacht. Schließlich waren am Ende doch ein paar Fragen für mich offengeblieben. Tatsächlich ermittelt Anne Loop weiterhin am Tegernsee, sie und ihre Tochter sind hier heimisch geworden und ihr Freund Bernhard ist wegen seiner Hypochondrie mittlerweile in Therapie.

Es könnte also alles gemütlich seinen Gang gehen, doch herrscht plötzlich große Aufregung im Tegernseer Tal, denn der Emir von Ada Bhai (Wortspiel!) hat sich mitsamt seinen fünf Frauen und großer Entourage im Nobelhotel am See einquartiert und die Polizei soll nun für seine Sicherheit sorgen. Aber damit nicht genug: Der Emir veranstaltet ein großes Casting, denn er möchte seinen Harem um eine weitere Frau erweitern. Die Gewinnerin des Castings bekommt nicht nur den Emir zum Gatten, sondern obendrauf noch eine bayerische Immobilie im Wert von mehreren Millionen Euro.

Klar, dass daraufhin der Teufel los ist. Nicht nur einheimische Madln wollen sich bewerben, aus ganz Deutschland reisen Kandidatinnen an, darunter auch eine komplette Kommune lebenslustiger Hippie-Amazonen aus Sachsen. Am See floriert der Handel mit pseudo-arabischen Souvenirs, die Einheimischen sorgen sich um den Ausverkauf ihrer bayerischen Heimat, während so mancher gstandener Bayer heimlich selbst von einem Harem träumt, und vor dem Hotel bilden sich täglich lange Schlangen heiratswilliger junger Frauen, die sich entsprechend aufgedirndlt (hochdeutsch: aufgehübscht, zurechtgemacht) haben, was wiederum auch so manches Mannsbild anlockt.

Dann findet auch noch das berühmte Seefest statt, doch am nächsten Morgen treibt eine Leiche im Wasser: Es handelt sich dabei um eine der sächsischen Amazonen. Für Annes Chef ist der Fall klar: Die junge Frau wird nach dem Fest besoffen ertrunken sein. Doch die Ermittlungen ergeben ein anderes Bild, zumal das Opfer kurz vor seinem Ableben ganz offensichtlich noch Sex hatte – ob einvernehmlich oder nicht, ist nicht ganz klar. Nun wird also mit Hochdruck nach dem Sexpartner gesucht, der vermutlich auch der Mörder der Amazone ist. Und die Liste der Verdächtigen ist lang: Vom Emir selbst über den korrupten Bürgermeister bis hin zum beliebten Schlagerstar…

Diesmal hatte ich keine anfänglichen Probleme, mich in den Schreibstil hineinzufinden. Stattdessen konnte ich mich über die vielen Klischees, die Steinleitner hier bis auf die Spitze treibt, köstlich amüsieren und musste beim Lesen mehrmals laut lachen. Allerdings fand ich diesmal das Ende ziemlich unbefriedigend: Nachdem den ganzen Krimi über so manche falsche Fährte gelegt wurde und es so viele Verdächtige gab, kam mir die Auflösung des Falls dann doch recht weit hergeholt vor.

Aber nichtsdestotrotz bin ich nun „angefixt“ und da trifft es sich hervorragend, dass ich Ende Oktober bei einer Lesung von Jörg Steinleitner das Buch „Maibock“ gewonnen habe, ebenfalls ein Krimi aus der Reihe um Anne Loop. Die Bücher in chronologischer Reihenfolge: „Tegernseer Seilschaften“ (2010), „Aufgedirndlt“ (2012), „Räuberdatschi“ (2013), „Hirschkuss“ (2014) und „Maibock“ (2015).