Das Glück riecht nach Sommer

Erstellt am 19.4.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Das Glück riecht nach Sommer“
von Meike Werkmeister
Bewertung
★★★★★
Verlag Goldmann
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen April 2022
Seiten 464
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Schon seit langem bin ich ein großer Fan der Romane von Meike Werkmeister, deshalb habe ich auch ihr neuestes Werk mit Spannung erwartet. So viel vorneweg: Meine Erwartungen wurden wieder mehr als erfüllt.

Diesmal geht es um die Ärztin Ina, Anfang 30, die ihr bisheriges Leben hinter sich lässt, um endlich einen Jugendtraum wahr zu machen: Sie möchte in Hamburg leben und dort an der Uniklinik arbeiten, in der Abteilung für Innere Medizin. Dort hat sie vor Jahren schon mal im Rahmen einer Famulatur gearbeitet und seitdem will sie dorthin zurück, aber das Leben hatte zunächst andere Pläne.

Doch der Anfang in Hamburg gestaltet sich mehr als holprig. Ina findet keine Wohnung und in der WG, in der ihre Freundin Filiz zusammen mit Esther und Vicky wohnt, ist kein Platz mehr. Zum Glück stellt Vicky Ina die Gartenlaube ihrer Eltern zur Verfügung. Eigentlich sind Übernachtungen in der Kleingartensiedlung nicht erlaubt, aber es soll ja nur zum Übergang sein. Doch während Ina weiter vergeblich nach einer Wohnung sucht, beginnt sie, sich in der Gartenlaube wohl zu fühlen und sich mit ihren Parzellennachbarn anzufreunden – bis plötzlich der Vorstand des Kleingärtnervereins vor ihrer Tür steht.

Auch an der Jobfront läuft es nicht rund: Beim Vorstellungsgespräch in der Klinik trifft Ina auf Tim, der schon damals während der Famulatur Gefühle in ihr wachgerufen hat wie sonst noch kein anderer Mann. Doch Tim ist verheiratet, lebt derzeit allerdings getrennt von seiner Frau, außerdem scheint er Inas Gefühle zu erwidern. Ina ist hin- und hergerissen: Ist es wirklich so klug, sich in einen verheirateten Mann zu verlieben? Und ihn womöglich auch noch zum Chef zu haben? Wobei noch längst nicht klar ist, ob Ina die Stelle überhaupt bekommt – und immer noch will, denn allzu oft zweifelt sie daran, ob Ärztin wirklich der richtige Beruf für sie ist. Ist sie nicht viel zu weich für diesen Job? Lässt sie die Schicksale nicht viel zu nah an sich heran?

Zum Beispiel das Schicksal der sechsjährigen Sophie, Enkelin ihres Parzellennachbars. Sophie leidet an Leukämie und braucht dringend eine Stammzellenspende. Ina setzt alles daran, einen Knochenmarkspender zu finden. Unterstützung erhält sie dabei von Sebastian, einem früheren Kumpel aus ihrem Heimatort, den sie zufällig in Hamburg wiedertrifft. Sebastian wäre gerne mehr für Ina als nur ein Freund, doch sie kann seine Gefühle nicht erwidern, zumal da auch noch ein alter Streit zwischen seiner und ihrer Familie steht.

Und dann braucht auch noch Filiz dringend Inas Hilfe, denn auch in ihrem Leben läuft derzeit nicht alles rund. So kommt eines zum anderen und Ina muss sich schließlich fragen, was sie wirklich vom Leben will, ob sie diese Träume verwirklichen kann oder sich doch mit dem zufrieden geben soll, was leichter erreichbar scheint…

Wieder einmal ist es Meike Werkmeister gelungen, mich von der ersten Seite an zu fesseln und in den Bann der Geschichte zu ziehen. Sie schildert die Atmosphäre, in der ihre Figuren sich bewegen, so authentisch, dass ich das Gefühl hatte, stets an Inas Seite zu sein, sei es auf der WG-Party, im Krankenhausflur, im Konzertsaal der Elbphilharmonie oder am Steg des Alterfleets, mit den Füßen im Wasser baumelnd. Hilfreich dabei war natürlich auch, dass ich im vergangenen Sommer selbst wieder einmal einen herrlichen Kurzurlaub in Hamburg verbringen durfte, inklusive Konzert in der Elphi, so dass sich in meinem Kopf die schönen Erinnerungen an den Urlaub mit den Bildern aus dem Roman vermischten.

Mit „Das Glück riecht nach Sommer“ ist Meike Werkmeister ein wunderbarer Wohlfühlroman gelungen, der sich anfühlt wie ein lauer Sommerabend draußen im Garten oder am Flussufer, umgeben von guten Freunden. Dabei hat sie auf einfühlsame Weise auch ein sehr ernstes Thema angesprochen, nämlich das Thema Blutkrebs und Stammzellenspende. Ich schließe mich Meikes Aufruf am Ende des Buches an:

„Sophies Geschichte in diesem Buch ist erfunden. Aber auch in der Realität erhält alle siebenundzwanzig Sekunden irgendwo auf der Welt ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Eine Stammzellspende kann Leben retten. Hier findest du alle Infos, wie du dich als Spender*in registrieren lassen kannst: www.dkms.de“ (Zitat). Ich selbst habe übrigens schon seit vielen Jahren einen Spenderausweis.

Außerdem finden sich am Ende des Buches noch einige leckere Rezepte, Gartentipps, eine Upcycling-Nähanleitung und eine Playlist, die allesamt auch in der Geschichte eine Rolle spielen.

So wurde ich wieder einmal aufs Vortrefflichste unterhalten, habe Stoff zum Nachdenken und zum mich-Wegträumen bekommen und kann diesen Roman daher von ganzem Herzen empfehlen.