Dallmayr – Der Glanz einer neuen Ära

Erstellt am 5.12.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Dallmayr - Der Glanz einer neuen Ära“
von Lisa Graf
Bewertung
★★★★★
Verlag Penguin
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen November 2022
Seiten 543
Erhältlich beigenialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier)

Vor einem Jahr hat mich der historische Roman „Dallmayr – Der Traum vom schönen Leben“ von Lisa Graf begeistert. Der erste Teil der Trilogie rund um das bekannte Münchner Feinkostgeschäft spielt in den Jahren 1897 bis 1899 und erzählt vor allem von Therese Randlkofer, die dem Geschäft zu seinem Erfolg verhalf. Nun endlich ist die Fortsetzung erschienen, die ich schon mit Spannung erwartet hatte.

Die Handlung beginnt im Jahr 1905 und dreht sich anfangs vor allem um die familiären Entwicklungen bei den Randlkofers: Der älteste Sohn Hermann ist inzwischen zweifacher Vater, Tochter Elsa lebt in der Schweiz und genießt dort ihr unabhängiges Leben, der jüngste Sohn Paul hingegen, der seine Lehre in Wiesbaden macht, ist gerade in arger Bedrängnis. Therese ist überglücklich, als er nach Hause zurückkehrt und sogar noch eine Braut mitbringt.

Doch so sehr Therese sich über ihre wachsende Familie freut, so wenig bezieht sie ihre Kinder in ihre geschäftlichen Entscheidungen mit ein, was vor allem bei Hermann für großen Unmut sorgt. Denn Therese hat hochfliegende Pläne: Der Dallmayr soll vergrößert werden und ein eigener Bauernhof vor den Toren der Stadt soll für zuverlässigen Nachschub an Geflügel und Gemüse sorgen – das klingt nach viel Arbeit und vielen Schulden, die bewältigt werden müssen.

Ein Wiedersehen gibt es auch mit zwei lieb gewonnenen Figuren aus dem ersten Band, nämlich mit dem ehemaligen Lehrling Ludwig, der inzwischen als Chocolatier in Frankreich arbeitet, und mit Balbina, der Halbschwester von Hermann, Elsa und Paul. Balbina ist noch immer tief verletzt seit den Ereignissen in Band 1, seit vielen Jahren hat sie keinen Kontakt mehr zu den Randlkofers, doch Therese ist es ein großes Anliegen, die alten Gräben zu überwinden. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und lässt alle anderen Probleme in den Hintergrund treten. Wie soll ausgerechnet ein Feinkostgeschäft, das vor allem teure, exotische Luxuswaren verkauft, in Zeiten des Hungers und der bitteren Not überleben?

Wieder ist es der Autorin Lisa Graf gelungen, mich beim Lesen direkt ins München der Prinzregentenzeit hinein zu katapultieren. Anschaulich erzählt sie vom Leben in der damaligen Zeit und zwar sowohl aus der Sicht der Gutsituierten als auch aus der Sicht der Arbeiter*innen, die kaum genug haben zum Überleben. Immer wieder ist auch die Rolle der Frauen in der damaligen Gesellschaft ein Thema. In diesem Zusammenhang fand ich es zum Beispiel sehr spannend, von der Gründung des ersten Münchner Turnvereins für Arbeiterinnen zu erfahren. Und natürlich wird auch die erste Wahl, bei der auch Frauen wählen dürfen, im Jahr 1918 erwähnt. Geschickt hat die Autorin tatsächliche historische Ereignisse mit der Fiktion des Romans verknüpft und zu einem stimmigen Ganzen verwoben.

Besonders eindrücklich fand ich die Szenen, die im ersten Weltkrieg spielen – mal aus der Sicht der Mutter, die daheim um das Leben ihrer Lieben bangt, mal aus der Sicht eines Soldaten oder eines Kriegsgefangenen. Da habe ich so mitgelitten, dass ich das Buch mehrmals ganz bewusst beiseite legen musste, um das Gelesene erstmal sacken zu lassen. Andererseits wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht – nur um wenige Seiten vor Schluss festzustellen, dass ich eigentlich gar nicht will, dass die Geschichte endet. Zum Glück wird es im kommenden Jahr noch einen dritten Teil geben, denn die Figuren sind mir so ans Herz gewachsen, dass ich unbedingt wissen will, wie es für sie weitergeht.

Meiner Meinung nach ist es übrigens empfehlenswert, nicht mit diesem zweiten Band der Trilogie einzusteigen, sondern zunächst den ersten Teil zu lesen, falls nicht schon geschehen, weil darin – gerade was Balbina, Ludwig und Thereses Schwager Max betrifft – vieles erzählt wird, was auch im zweiten Teil wieder wichtig wird.

Und: Das Buch eignet sich ganz hervorragend als Weihnachtsgeschenk – vielleicht zusammen mit einer Packung Kaffee, Tee oder Pralinen aus dem Hause Dallmayr?

Der Roman ist offiziell am 23. November erschienen und die Premierenlesung fand glücklicherweise ganz in meiner Nähe statt, nämlich in der Gemeindebücherei Haar, wo Lisa Graf im März auch schon mit dem ersten Teil ihrer Trilogie zu Gast war. Logisch, dass ich auch diesmal wieder mit dabei war! Die Autorin las dabei nicht nur aus ihren Roman, sondern erzählte auch sehr anschaulich von ihren Recherchen und hatte jede Menge Bilder und anderes Anschauungsmaterial mitgebracht. Hier einige Impressionen des Abends:

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]