Florentia – Im Glanz der Medici

Erstellt am 13.3.23. Kategorie: Buchrezensionen
„Florentia - Im Glanz der Medici“
von Noah Martin
Bewertung
★★★★★
Verlag Droemer Knaur
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen März 2023
Seiten 536
Erhältlich beigenialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier)

Seit vielen Jahren schon interessiere ich mich sehr für die Epoche der Medici, insbesondere für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, als Lorenzo de’ Medici ungekrönter Herrscher über Florenz war. Ausgelöst wurde dieses Interesse durch den englischsprachigen Roman „The Time Returns“ (dt. Titel: „Morgenrot“) von Alexandra Ripley, der 1985 erschienen ist. Seitdem habe ich schon viele Bücher verschlungen, in denen es um die Medici geht oder die zumindest im Florenz dieser Zeit spielen, wie z.B. zuletzt „Bella Donna“ von Catherine Aurel, in dem es um Simonetta Vespucci geht, die Muse des Malers Sandro Botticelli, der wiederum von den Medici gefördert wurde.

Kein Wunder also, dass ich dem Erscheinen dieses neuen Romans der Autorin Noah Martin (Pseudonym einer Münchner Verlagslektorin) schon regelrecht entgegengefiebert habe. Und ich wurde nicht enttäuscht: Von der ersten Seite an war ich sofort wieder drin in diesem Kosmos der Medici, im Florenz der Renaissance. Das Besondere an ihrem Roman ist, dass darin fast ausschließlich Personen vorkommen, die tatsächlich gelebt haben. Die Geschichte wird aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt, zu Wort kommen Giuliano de’ Medici, Lorenzos jüngerer Bruder, der junge Leonardo da Vinci, außerdem Fioretta Gorini, eine junge Malerin, die im Haushalt der Medici aufwächst, und als Gegenpart dazu Albiera de’ Pazzi, Angehörige der Familie Pazzi, die von jeher die ärgsten Feinde der Medici waren.

Über die beiden Frauen ist jedoch aus den Geschichtsbüchern nur sehr wenig überliefert, was der Autorin den Freiraum gab, deren Leben selbst so zu erzählen, dass daraus eine höchst spannende Geschichte wurde, die in den realen historischen Kontext passt. So erfährt man im Roman viel über das Leben der beiden Medici-Brüder, ihre tiefe Verbundenheit und ihre Konkurrenz, aber auch viel über das Schaffen der Künstler Leonardo da Vinci und Sandro Botticelli.

Die Handlung erstreckt sich über die Zeit von 1469 bis 1478, als die Fehde zwischen den Medici und den Pazzi in der blutigen Pazzi-Verschwörung gipfelt, dann gibt es noch einen Epilog, der drei Jahre später spielt. In diesem Zeitraum begleitet man die Protagonist*innen in ihrem beruflichen wie privaten Leben, liebt und leidet mit ihnen, insbesondere mit Fioretta, der heimlichen Geliebten Giulianos und Mutter seines Sohnes Giulio, der später zu Papst Clemens VII. wird.

Auch wenn ich die historischen Eckdaten schon vorher kannte, so hat mich die Geschichte so, wie sie im Roman geschildert wird, doch total in ihren Bann gezogen, und ich fand die Lektüre so spannend, dass ich das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt hätte. Irgendwie hat sich in der Zeit, in der ich den Roman gelesen habe, aber auch alles perfekt ergänzt: Ich war an unserer Volkshochschule bei einem (schon lange vorher gebuchten) kunstgeschichtlichen Vortrag über das Florenz der Renaissance, habe im Fernsehen eine Reisesendung über Florenz gesehen, in einer Zeitschrift ganz zufällig einen Artikel über die Medici und die Uffizien entdeckt, tja und dann war ich auch noch mit Freundinnen im Lokal „Da Vinci“ und saß direkt unter dem berühmten Selbstportrait des Künstlers, so schloss sich für mich der Kreis.

Am Ende war ich richtig traurig, als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, weil ich die Medici noch nicht wieder verlassen wollte. Deshalb habe ich nun endlich das getan, was ich schon seit Jahren tun wollte, nämlich „The Time Returns“ hervorgeholt, um es endlich mal wieder zu lesen – wobei mir bewusst ist, dass ich es heute vermutlich ganz anders sehen werde als damals, als ich es zum ersten Mal gelesen habe.

Wie auch immer, „Florentia“ hat mich komplett begeistert und ich kann es allen Geschichtsinteressierten und allen Fans von gut recherchierten historischen Romanen nur wärmstens empfehlen. Zum besseren Verständnis findet sich am Anfang des Buches eine aufs Wesentliche verkürzte Ahnentafel der Medici sowie eine Auflistung aller im Buch vorkommenden Personen. Im Buchanhang gibt es noch einige sehr interessante Erläuterungen der Autorin zu den geschichtlichen Hintergründen. Wer mehr darüber wissen will, findet diese Erläuterungen auch auf der Webseite der Autorin. Wen das Thema Medici interessiert, dem möchte ich außerdem noch das sehr informative Heft „GEO Epoche – Das Florenz der Medici“ ans Herz legen, das mir schon sehr oft als informative Begleitlektüre gedient hat.

[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]