Zuhause im Café – der Guide

Erstellt am 15.11.23. Kategorie: Buchrezensionen
„Zuhause im Café - der Guide“
von Diana Hillebrand
Bewertung
★★★★☆
Verlag Volk Verlag
Buchform kartoniert
Erschienen Oktober 2023
Seiten 160
Erhältlich beigenialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier)

Ich bin ein großer Fan von schönen Kaffeehäusern. Was gibt es Schöneres, als sich in gemütlicher Atmosphäre mit Freundinnen zu treffen, bei Kaffee und leckerem Kuchen zu ratschen oder auch mal ganz alleine dort zu sitzen und die anderen Leute zu beobachten? Deshalb denke ich immer noch sehr gerne an unseren schönen Triest-Urlaub zurück, wo wir so viele tolle Kaffeehäuser besucht haben, von denen eines schöner war als das andere. Und wie oft schon habe ich mir gewünscht, in München oder der Umgebung mal ein ähnlich schönes Café zu entdecken.

Eine, die ähnlich gerne in Cafés geht wie ich, ist die Autorin Diana Hillebrand. Sie hat zu diesem Thema bereits mehrere Bücher geschrieben: „Zuhause im Café“ und „Zuhause im Café – unterwegs“ sind zwei prachtvolle Bildbände, die jeweils 35 schöne Cafés in München und im Umland vorstellen. Da gab es sehr informative, liebevolle Texte zu jedem Lokal und dessen Betreibern und dazu schöne Fotos. Was mir dabei aber ein klein wenig gefehlt hatte, das waren die praktischen Informationen in übersichtlicher Form, so wie sie in einem Reiseführer stehen.

Umso größer war meine Freude, als ich die Autorin dieses Frühjahr zufällig auf der Leipziger Buchmesse traf, wo sie mir erzählte, dass diesen Herbst ein Café-Reiseführer in kompakterer Form erscheinen soll. Auf den habe ich dann voller Neugier gewartet und nun ist er endlich da. Auf 160 Seiten werden insgesamt 73 Cafés in und um München vorgestellt. Leider trifft hier aber derselbe Kritikpunkt zu, den ich schon beim Bildband geäußert hatte: Im Inhaltsverzeichnis stehen nur die Namen der Lokale (die mir ja erstmal nichts sagen, wenn ich das Café nicht schon kenne), aber leider kein Ort dazu. Dafür aber außer der Seitenzahl noch eine Kennziffer, die ich dann auf der folgenden Doppelseite in einer Landkarte wiederfinde, die witzigerweise wie eine gefüllte Kaffeetasse gestaltet ist.

In dieser Karte stehen nun glücklicherweise die Ortsnamen eingetragen und dazu die Kennziffern der Cafés. So kann ich mich schnell orientieren und sehe auf einem Blick, ob in meinem Landkreis oder an meinem nächsten Ausflugsziel ein von Diana Hillebrand empfohlenes Lokal enthalten ist. Dafür großes Lob, denn auch die Übersichtskarte war einer meiner Kritikpunkte damals beim Bildband.

Die vorgestellten Lokale haben teils so verlockende Namen wie „Gartensalon“, „Kuchentratsch“, „Coffeemamas“ oder auch „Coffee Twins“, „Le Petit Jardin“, „Henry hat Hunger“, „Café Fräulein“ oder „Café Herzstück“, um nur einige zu nennen, bei deren Namen ich im Kopf sofort gewisse Vorstellungen entwickle. Jedes der 73 Lokale wird dann auf einer Doppelseite vorgestellt: meist links ein großes Foto, rechts der Text dazu plus Name, Adresse, Webadresse und ein QR-Code, mit dem man zu Google Maps gelangt, um seine individuelle Anreise dorthin zu planen – sehr praktisch!

Die Texte sind wie schon bei den Bildbänden sehr liebevoll geschrieben, erzählen den Werdegang der Betreiber, Besonderheiten der Lokalität, zählen die Highlights des Kaffee- und Kuchensortiments auf (also besser nicht lesen, wenn man gerade hungrig ist, es läuft einem garantiert das Wasser im Munde zusammen!). Dabei entdeckt man, was alle Lokale mit der Autorin eint: die große Liebe zum guten Kaffee, oftmals sogar mit eigenen Röstungen. Ansonsten sind die vorgestellten Betriebe aber höchst unterschiedlich: Da gibt es die kleine, feine Kaffeerösterei, die keine Sitzplätze, sondern höchstens einen Stehausschank, To-Go oder Ladenverkauf anbietet; die „klassische“ Bäckerei mit Straßenverkauf und ein paar Tischen; das gemütliche, plüschige Café; die stylishe Bistro-Bar und so ziemlich alles dazwischen 😉

Nur ganz wenige der vorgestellten Cafés kannte ich bereits, etwa das wundervolle „Café Marais“ an der Schwanthalerhöhe in München, ein Café wie ein Wimmelbild in einem ehemaligen Kurzwarenladen. Oder die Kaffeerösterei Supremo in Unterhaching, an die ich sehr wehmütige Erinnerungen habe, weil ich mich dort öfter mit meiner lieben, inzwischen leider verstorbenen Freundin Nicole Walter getroffen habe. Das Café in der Buchhandlung Hugendubel am Stachus ist eine regelmäßige Anlaufstelle und auch die Filialen der Schokoladenmanufaktur Krönner in Murnau und Oberammergau habe ich schon besucht.

Aber ich habe auch viel Neues entdeckt, das sehr spannend klingt, allen voran das „Kuchentratsch“ in München: Dabei handelt es sich um ein Lokal, das fast ausschließlich von Senioren betrieben wird. Dort gibt es also Kuchen wie von Oma und Opa. Zum Team gehören lt. Autorin etwa 50 Senioren, die in wechselnden Schichten backen oder Kuchen an die Kundschaft in der Nähe ausliefern. Im Service arbeiten auch jüngere Leute mit, dadurch ergibt sich ein schönes Miteinander von Alt und Jung – ein tolles Konzept, wie ich finde, da muss ich unbedingt mal hin!

Einen Kritikpunkt habe ich aber leider noch: Die Fotos sind zwar wunderschön, aber meiner Meinung nach leider oft nicht sehr aussagekräftig. Klar lebt so ein Lokal von seinen Betreibern und insofern ist es auch schön, wenn man da formatfüllend eine/n stolzen Barista hinter seiner/ihrer Ladentheke sieht. Auch ein großformatig abgebildeter Kuchen oder eine gut gefüllte Kuchentheke sehen toll aus, keine Frage. Aber meine Entscheidung, in welches Café ich gehe, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie es dort drinnen aussieht, ob die Einrichtung einladend wirkt – ich erinnere an die eingangs erwähnten tollen Kaffeehäuser in Triest. Und von der Einrichtung sieht man leider auf den Fotos meist viel zu wenig, da hätte ich mir bei jedem Café statt einem großen lieber zwei kleinere Fotos gewünscht, um auch über die Bilder noch etwas mehr Information rüberzubringen.

Wie ich mir beholfen habe? Ich habe jedes einzelne Café auf Google Maps gesucht und mir dort die Fotos angeschaut. Wenn mir gefallen hat, was ich gesehen habe, habe ich das jeweilige Lokal mit einem „Möchte dorthin“-Fähnchen markiert. Das ist ohnehin praktisch für die Orientierung, denn oftmals liegen mehrere der vorgestellten Lokale nahe beieinander oder in der Nähe von Sehenswürdigkeiten, so dass man den Besuch mehrerer Ziele miteinander verbinden kann. Meine persönliche Google Maps-Karte von München und Umgebung ist jetzt jedenfalls voller grüner Fähnchen und der nächste Cafébesuch kann kommen.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte ist dieser Guide aus meiner Sicht ein sehr nützliches Nachschlagewerk für alle Kaffeetanten, Coffeejunkies, Münchner und Besucher und eignet sich – zusammen mit einer Packung Kaffee und vielleicht einer schönen Tasse – auch hervorragend als Weihnachtsgeschenk.

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]