„Das Geheimnis von Murnau“ | |
von Gretel Mayer | |
Bewertung
★★★☆☆
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Verlag | Gmeiner |
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Buchform | kartoniert, E-Book |
Erschienen | Juli 2025 |
Seiten | 282 |
Erhältlich bei | genialokal.de |
Seit langem interessiere ich mich für die Künstlergruppe Blauer Reiter und habe schon etliche Bücher über die Künstler*innen gelesen, u.a. „Die Malerin“ von Mary Basson über Gabriele Münter und Wassily Kandinsky. Außerdem habe ich auf den Spuren der Blauen Reiter schon mehrere Tagesausflüge nach Murnau und ins sogenannte Blaue Land unternommen.
Deshalb wurde ich logischerweise gleich hellhörig, als ich las, dass dieser neue Krimi von Gretel Mayer auch von Münter und Kandinsky handelt. Hier zunächst der Klappentext:
Im Herbst 1925 wird Johann Reintaler im Murnauer Moos brutal ermordet aufgefunden und für Kommissar Heini Bieder beginnt eine schwierige Ermittlung. Hat der Wirt Sigi Kammleitner, bei dem Reintaler hohe Spielschulden hatte, etwas mit dem Mord zu tun oder gar die Schwester des Mordopfers, die dessen Gläubiger angeblich als ‚Pfand‘ angeboten wurde? Oder liegt der Schlüssel zum Verbrechen in den Ereignissen von 1909, als im Murnauer Russenhaus Gabriele Münter und Wassily Kandinsky künstlerische Meisterwerke des Blauen Landes schufen? (Zitat)
Der Erzählstrang von 1925 ist nicht chronologisch: Erzählt wird zunächst von dem brutalen Mord an Johann Reintaler und natürlich von den darauf folgenden Ermittlungen, aber in Rückblenden auch von den Ereignissen, die in den Tagen und Wochen kurz vor dem Mord passiert sind. In einem weiteren Erzählstrang kann man als Leser*in mitverfolgen, wie das spätere Mordopfer Johann Reintaler im Jahr 1901 das Künstlerpaar Münter und Kandinsky kennenlernte und dabei außerdem seine große Liebe traf.
Diesen Teil der Geschichte fand ich sehr interessant, vor allem die Darstellung von Gabriele Münter hat mir sehr gut gefallen. Den Erzählstrang von 1925 empfand ich hingegen leider als etwas zäh: Kommissar Heini Bieder steht kurz vor dem Ruhestand und hat eigentlich gar keine Lust, so kurz vor Dienstende noch in einem Mordfall zu ermitteln – zumal der seine Gefühlswelt dann auch noch ordentlich auf den Kopf stellt. Ihm zur Seite steht der junge, eifrige Murnauer Ortspolizist Pfleiderer, ein überzeugter Sozialist, der so manche Schikanen der in Murnau erstarkenden Nationalsozialisten aushalten muss. Die Ermittlungen treten lange Zeit auf der Stelle, scheinbare Motive verpuffen und die Spuren führen ins Nichts und so bleibt leider auch beim Lesen die Spannung oftmals auf der Strecke. Erst gegen Ende des Buches spitzt sich die Situation gehörig zu.
Erwähnt werden muss auch, dass ein Teil der Dialoge im bayerischen Dialekt geschrieben ist. Mir persönlich hat das keine Probleme bereitet und ich fand es auch stimmig für die jeweils sprechenden Figuren. Aber ich weiß nicht, ob sich Leser*innen von jenseits des Weißwurstäquators hier nicht eventuell ein wenig schwer tun, das vermag ich nicht zu beurteilen.
Was mich darüber hinaus an dem von mir gelesenen E-Book jedoch sehr gestört hat, waren zum einen die vielen Rechtschreib- / Grammatikfehler: Oft fehlte ein Wort, dafür waren an anderer Stelle Wörter doppelt. Kommas wurden leider zu sparsam eingesetzt, was den Lesefluss störte. Manchmal war ein Name falsch und einmal ein Satz so zerstückelt, dass der Sinn nicht mehr erkennbar war. Dazu kommt, dass ein Teil des Buches fett gedruckt ist, ein anderer normal und das wechselt von Absatz zu Absatz und ist ganz offensichtlich nicht gewollt. Warum merkt sowas niemand vor der Veröffentlichung?
(Ich habe mir dann so beholfen, dass ich in meinem E-Book-Reader die Verlagsschrift geändert und generell auf „fett“ gestellt habe, was vom Schriftbild her aber nicht so angenehm zu lesen war).
Fazit: Der Kriminalfall war zwar in sich schlüssig, hätte aber deutlich spannender erzählt werden können. Den Bezug zu Münter und Kandinsky fand ich glaubwürdig und gut dargestellt, auch das Ende des Buches war gelungen. Nur der Weg dorthin war streckenweise etwas mühsam.
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]