„Salzburgwut“ | |
von Manfred Baumann | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Gmeiner |
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Buchform | kartoniert, E-Book |
Erschienen | August 2025 |
Seiten | 267 |
Erhältlich bei | genialokal.de |
Wer meinem Blog schon eine Weile folgt, weiß, dass ich ein ganz großer Fan der Salzburg-Krimis von Manfred Baumann bin. Ich bin sogar schon mehrfach extra nach Salzburg gefahren, um mir dort einige Schauplätze der Krimireihe genauer anzuschauen. Nun erschien mit „Salzburgwut“ der zwölfte Fall für Kommissar Merana und sein Team – und ehrlich gesagt hatte ich diesmal etwas Angst vor der Lektüre. Warum? Nun, die Handlung spielt in einem Milieu, das mir auch im wahren Leben derzeit sehr viel Angst macht.
Auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der offenbar auf brutalste Art und Weise getötet wurde. Bei dem Opfer handelt es sich um Elias, einen Novizen des Salzburger Franziskanerorders, der zum Thema Paracelsus forschte und sich dafür auch nachts auf dem Friedhof und in der Kirche Sankt Sebastian aufhalten durfte. Gleichzeitig wurden aus der Kirche zwei Kerzenleuchter und eine Statue gestohlen. War Elias den Dieben in die Quere gekommen und musste deshalb sterben?
Aber es gibt noch eine andere Spur: Merana findet heraus, dass Elias kurz vor seinem Tod Kontakt zu einer hochrangigen Politikerin der rechtspopulistischen Partei HPÖ hatte. Mehr noch: Vor einigen Jahren gehörte er selbst in Oberösterreich der HPÖ-Jugendorganisation an, wenngleich nur für wenige Monate. Als er die Jugendgruppe verlässt, bricht er zugleich auch alle Zelte in seiner Heimat ab. Irgendetwas muss dort vorgefallen sein, das ihn zur Flucht zwang. Doch warum nahm er dann Jahre später in Salzburg von sich aus wieder Kontakt zur HPÖ auf? Seinen Mitbrüdern zufolge wollte er „verirrte Schäflein zurück auf den rechten Weg bringen“ – wurde ihm das zum Verhängnis?
Derweil wird in Salzburg ein internationaler Kongress zum Thema Armutsbekämpfung vorbereitet und das nutzen Parteien aller Richtungen, um sich zu positionieren. Vor allem die HPÖ fällt schon im Vorfeld durch besonders lautes Geschrei auf und schreckt auch vor gewaltsamen Ausschreitungen nicht zurück. Die Polizei ermittelt, dass die rechtsradikale Bewegung international mit Gleichgesinnten vernetzt ist. Hass und Wut regieren nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa …
Diese Zunahme von Hass und Hetze, das Erstarken rechtsradikaler Parteien, die inzwischen ganz offen zugeben, die Demokratie unterwandern zu wollen – all das ist erschreckend real und aktuell. Und genau das war der Grund, warum ich zunächst Angst vor der Lektüre hatte. Denn ehrlich gesagt lese ich derzeit Bücher vor allem auch, um mir eine kurze Auszeit von der aktuellen Nachrichtenlage zu gönnen, meiner eigenen seelischen Gesundheit zuliebe. Andererseits ist es wichtig und richtig, dass solche Dinge in Büchern thematisiert werden, gar keine Frage!
Dennoch blieb dieser zwölfte Band der Krimireihe ein wenig hinter meinen Erwartungen zurück – und das lag ausdrücklich nicht an dem ernsten Thema! Vielmehr fand ich die Art und Weise, wie von den Ermittlungen erzählt wurde, diesmal ein klein wenig zäh. Wenn Merana und sein Team gemeinsam den Stand ihrer Ermittlungen erörtern (solcherlei Szenen gibt es in diesen Krimis sehr häufig und normalerweise liebe ich sie), dann kommt es dabei diesmal leider zu arg vielen Wiederholungen, die die Spannung ein wenig ausbremsen.
Auch viele weitere Szenen – etwa die Art und Weise, wie Merana sich einem Mordopfer nähert oder nachts noch einmal den Tatort aufsucht – wurden so oder sehr ähnlich schon in den vorherigen Krimis beschrieben. Klar, wenn jemand mit diesem zwölften Fall neu in die Krimireihe einsteigt, dann ist es wichtig, das zu erzählen. Wer aber die Vorgängerbände kennt, für den sind solche Szenen nur langatmige Wiederholungen. Vielleicht hätte man hier zumindest ein wenig straffen können?
Dazu kommen ein paar Dinge im Erzählstil des Autors, den ich sonst ja wirklich gerne mag. Diesmal reihten sich auffallend häufig recht kurze, einfache Sätze aneinander. In einem Fall begannen drei Sätze hintereinander mit dem Wort „er“: Er tat dies. Punkt. Er tat das. Punkt. Er tat jenes. Punkt. Das wirkt leider nicht sonderlich elegant, sondern eher etwas holprig.
Aber das ist Jammern auf ganz, ganz hohem Niveau! Grundsätzlich konnte mich auch dieser Krimi wieder gut unterhalten und ich freue mich schon jetzt auf hoffentlich noch viele weitere Fälle mit meinem Salzburger Lieblingskommissar. Hier nochmal alle Bände der Serie in chronologischer Reihenfolge:
- Jedermanntod (2010)
- Wasserspiele (2011)
- Zauberflötenrache (2012)
- Drachenjungfrau (2014, dieser Krimi wurde 2015 für das ORF verfilmt)
- Mozartkugelkomplott (2015)
- Todesfontäne (2018)
- Marionettenverschwörung (2019)
- Jedermannfluch (2020)
- Salzburgsünde (2021)
- Salzburgrache (2022)
- Mörderwalzer (2023)
- Salzburgwut (2025)
Dazu kommen noch die Martin-Merana-Weihnachtskrimis:
- Maroni, Mord und Hallelujah (2014)
- Glühwein, Mord und Gloria (2016)
- Englein, Mord und Christbaumkugel (2020)
- Christbaum, Mord und Engelshaar (2024)
Außer „Drachenjungfrau“ gibt es noch zwei weitere Filme mit Kommissar Merana, die nach Motiven von Manfred Baumann entstanden sind: „Das dunkle Paradies“ (2019) und „Flammenmädchen“ (2021). Alle entstanden in der Reihe „Landkrimi“ für ORF und ZDF. Vom Autor gibt es außerdem noch eine weitere Reihe von Kurzkrimis, die sich den Buchtiteln nach mit Kräutern und Gewürzen beschäftigt, die ich aber bisher leider noch nicht gelesen habe:
- Salbei, Dill und Totengrün
- Blutkraut, Wermut, Teufelskralle
- Majoran, Mord und Meisterwurz
Außerdem hat Baumann den Krimi „Das Stille Nacht Geheimnis“ geschrieben, einen Krimi, der in Oberndorf bei Salzburg, der Geburtsstätte des weltberühmten Weihnachtsliedes „Stille Nacht“, spielt. Auch der steht noch immer auf meiner Wunschliste.
Hier nun aber noch passend zu „Salzburgwut“ ein paar Fotos vom Sebastiansfriedhof, die ich vor drei Jahren bei einem meiner Salzburg-Ausflüge gemacht habe. Alle vier abgebildeten Orte spielen eine Rolle im Buch:
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]