Die ferne Hoffnung – Hansen-Saga Band 1

Erstellt am 30.10.19. Kategorie: Buchrezensionen
„Die ferne Hoffnung - Hansen-Saga 1“
von Ellin Carsta
Bewertung
★★★★★
Verlag Tinte & Feder
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Februar 2018
Seiten 362
Erhältlich beiAP Buch Baldham

Auf der Buchmesse Frankfurt hatte ich das Vergnügen, eine Lesung der Autorin Petra Mattfeldt alias Ellin Carsta besuchen zu können. Die Autorin stellte dabei ihre Hansen-Saga rund um eine Hamburger Kaufmannsfamilie vor. Gerade ist der vierte Band „Der zerbrechliche Traum“ erschienen, aber weil ich diese Romanserie bislang noch gar nicht kannte, habe ich natürlich mit Band 1 angefangen und stelle ihn Euch nun hier vor:

Die Geschichte beginnt in Hamburg im Jahre 1888 mit dem plötzlichen Tod des Patriarchen Peter Hansen. Er hinterlässt drei Söhne, die nun feststellen müssen, dass ihr Kaffeekontor hoch verschuldet ist. Es droht der finanzielle Ruin und der Verlust der gesellschaftlichen Stellung, denn Peter Hansen hat sich verspekuliert und viele seiner früheren Kunden springen nun ab. Die drei Brüder kommen auf die Idee, künftig statt Kaffee lieber Kakao zu importieren, das erscheint ihnen als die einzige Chance, das Unternehmen zu retten, denn auf einer Reise nach Wien konnten sie feststellen, dass Kakao in den dortigen Kaffeehäusern immer beliebter wird.

Also teilen sie das Unternehmen unter sich auf: Der älteste Bruder Georg bleibt in Hamburg, wo auch künftig alle Fäden zusammenlaufen sollen. Der jüngste Bruder Karl geht nach Wien, um dort ein Kontor aufzubauen und Kontakte zu den Kaffeehäusern zu knüpfen. Der mittlere Bruder Robert hingegen reist mit seiner Familie nach Kamerun, um dort eine Kakaoplantage zu kaufen und zu bewirtschaften.

Roberts Frau Elisabeth fühlt sich in Afrika vollkommen fehl am Platz, wohingegen Tochter Luise dort regelrecht aufblüht. Ihr gefällt das Leben auf der Plantage, das sich zu großen Teilen im Freien abspielt und völlig konträr zu den gesellschaftlichen Zwängen der hanseatischen Heimat verläuft. Doch zwischen Robert und Elisabeth kriselt es immer mehr und nach einem Heimatbesuch über Weihnachten eröffnet sie ihm, dass sie nicht mit ihm und Luise nach Kamerun zurückkehren wird. Damit beginnt die Familie zu bröckeln und während Robert und Luise das Leben in Kamerun genießen, spinnt Elisabeth in Hamburg ihre Intrigen, um ihre gesellschaftliche Stellung zu wahren. Dabei kommt es ihr sehr entgegen, dass Georg gerade große Selbstzweifel hegt: Im Gegensatz zu den Wienern stehen die Hamburger dem neuen Getränk Kakao noch sehr skeptisch gegenüber. Während Karl und Robert in ihren Gebieten sehr erfolgreich sind, fühlt Georg sich nutzlos. Seinem angeschlagenen Selbstbewusstsein tut es gut, dass Elisabeth sich um ihn bemüht, er hat keine Ahnung, dass er nur für ihre Intrigen benutzt wird.

Jedoch hat auch Karl in Wien Probleme, die sind allerdings eher privater Natur. Denn mit Therese hat auch er endlich eine wunderbare Frau gefunden, die er zu seiner Gattin macht. Doch da ist auch noch ihr Bruder Florentinus und der stürzt Karl in tiefste Seelenqualen. Derweil wird in Kamerun die Beziehung von Luise zu Hamza, dem Sohn des Vorarbeiters, immer enger. Die beiden verlieben sich, wissen aber, dass eine Beziehung zwischen einem Schwarzen und einer Weißen, einer Angehörigen der deutschen Kolonialmacht, niemals sein darf. Und dann erfährt Robert von den Intrigen seiner Noch-Frau Elisabeth und reist überstürzt nach Hause. Es kommt zum großen Bruch zwischen den Brüdern und Robert verlegt seinen Lebensmittelpunkt wieder zurück nach Hamburg. Auch für Luise bedeutet das, schweren Herzens Abschied von ihrem geliebten Hamza und Kamerun zu nehmen – oder gibt es da doch eine andere Lösung?

Mir hat die Geschichte von Anfang an gut gefallen, der Einstieg war sehr leicht und die Handlung wurde rasch so spannend, dass ich das Buch nur widerstrebend aus der Hand gelegt habe. Ich hätte mir lediglich eine etwas genauere Erläuterung des geschichtlichen Umfelds gewünscht, denn ich muss gestehen, dass ich über die Zeit, in der das Deutsche Reich eine Kolonialmacht war, nur sehr wenig weiß. Hier wäre eine kleine Abhandlung im Buchanhang sehr hilfreich gewesen. Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte gefesselt und da sie mit einem heftigen Cliffhanger endet, habe ich sofort mit der Lektüre von Band 2 begonnen.

Nachtrag:
In der Woche zwischen dem Schreiben dieser Rezension und ihrer Veröffentlichung habe ich fleißig weitergelesen und bin inzwischen mitten in Band 4 angelangt. So viel kann ich verraten: Es bleibt spannend! Ganz besonders in Band 3 habe ich total mitgefiebert und mitgelitten. Absolute Leseempfehlung!