Der Schmetterlingsgarten

Erstellt am 11.3.20. Kategorie: Buchrezensionen
„Der Schmetterlingsgarten“
von Marie Matisek
Bewertung
★★★★★
Verlag Droemer Knaur
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen März/April 2020
Seiten 304
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Zur Zeit begutachte ich täglich voller Sehnsucht meinen Garten, denn ich kann es kaum mehr erwarten, bis es endlich Frühling wird, die ersten Knospen sich zu voller Blüte entfalten, Schmetterlinge und Bienen wieder emsig umherfliegen. Ein bisschen muss ich mich da wohl noch gedulden, aber zum Glück kann ich so lange den Garten des Palazzo Farnese auf Capri besuchen, denn dort spielt dieser neue Roman von Marie Matisek.

Der Palazzo wird bewohnt von der alten Contessa Annunziata Farnese und von Lucia, ihrer jungen Haushaltshilfe. Lucia ist auf Capri aufgewachsen, dann aufs Festland nach Neapel gezogen, jedoch nach einigen unschönen Erfahrungen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Seit zwei Jahren lebt sie nun schon bei der Signora Farnese, ähnlich zurückgezogen wie diese und sehr froh darüber, denn nach den Erlebnissen in Neapel braucht sie Zeit, um wieder zur Ruhe zu kommen und ihren Seelenfrieden zurück zu gewinnen.

Der wird allerdings gewaltig erschüttert, als ihr Noch-Ehemann Alessandro auf Capri auftaucht. Statt endlich in die Scheidung einzuwilligen, erpresst er Lucia mit ihrer dunklen Vergangenheit, von der hier niemand etwas ahnt, denn er hat es auf den Palazzo und das ihn umgebende Grundstück abgesehen.

Allerdings ist dieses Grundstück nicht einfach irgendein Garten, sondern ein ganz besonderes Schmuckstück: Der Professore Giovanni Farnese, Vater der jetzigen Besitzerin, hat hier einst einen botanischen Garten angelegt, mit Schätzen, die er von seinen Forschungsreisen aus aller Welt mitgebracht hat. Viele seltene Pflanzen haben hier ein Zuhause gefunden und da der Garten nicht öffentlich zugänglich ist, bietet er auch vielen Tierarten einen geschützten Lebensraum.

Darunter ist auch der Schwarmbläuling, eine Schmetterlingsart, die es dem deutschen Biologen Martin Hubscheid besonders angetan hat. Der Schmetterlingsforscher aus Heidelberg reist nach Capri, um hier seine Habilitation über diesen Falter zu schreiben. Klar, dass es ihn deshalb auch in den Garten Farnese zieht – wo er jedoch zunächst für einen Einbrecher gehalten und von Lucia hochkantig wieder hinausgeworfen wird.

Dumm nur, dass Martin sich dabei in die temperamentvolle Italienerin verliebt, denn eigentlich ist er doch mit Anja verlobt, mit der ihn zwar keine glühende Leidenschaft verbindet, jedoch viele Gemeinsamkeiten, die eine Verbindung mehr als vernünftig erscheinen lassen. Überhaupt ist Martin ein sehr vernunftbetonter, vorsichtiger Mensch – eigentlich. Denn auf Capri ist plötzlich alles anders: Seine Vermieter machen ihm das italienische Dolce Vita schmackhaft und durch Lucia entdeckt der Wissenschaftler, dass man Schmetterlinge auch im Bauch haben kann.

Doch Lucia hat andere Sorgen, denn Alessandro setzt ihr und der Signora Farnese immer mehr zu. Dabei kommt auch heraus, dass der Palazzo und das Grundstück hoch verschuldet sind, denn die Signora hat nur vom schwindenden Vermögen ihres Vaters gelebt und inzwischen bröckelt der Palazzo an allen Ecken und Enden, auch der Garten bräuchte dringend mehr Pflege. Und was soll mit den kostbaren Pflanzen geschehen, wenn die Signora eines Tages stirbt? Wird dann alles platt gemacht, damit hier ein weiterer Hotelkomplex entstehen kann? Für Lucia steht fest: Das darf auf keinen Fall geschehen! Doch dazu muss sie über ihren eigenen Schatten springen und zu ihrer dunklen Vergangenheit stehen…

Marie Matisek ist es von der ersten Seite an gelungen, mich mitzunehmen nach Capri und in diesen wundervollen Garten, der sofort bildlich vor meinen Augen Form annahm. Lucia war mir auf Anhieb sympathisch, ebenso wie der Rest der Protagonisten (mit Ausnahme von Alessandro natürlich). Eingebettet in eine spannende Geschichte, lernt man hier auch einiges zu den Themen Insektenschutz und Artenvielfalt, die ja – zum Glück – derzeit ohnehin sehr präsent sind. Sehr schön fand ich auch, dass es im Roman ein kurzes Wiedersehen mit Marco, Lisabetta und Pippo gibt, den Hauptfiguren aus Marie Matiseks vorherigen Romanen „Ein Sommer wie Limoneneis“ und „Unter dem Limonenhimmel“, die an der Amalfiküste spielen.

Kurzum: Ein wunderbarer Roman für alle, die es wie ich kaum noch erwarten können, bis es endlich richtig Frühling wird.

Übrigens: In Papierform ist der Roman ab dem 1. April im Buchhandel erhältlich, bereits jetzt kann man ihn aber als eBook erwerben. Kostenlos gibt es zudem ein eBook-Prequel: In „Der Schmetterlingsgarten – Rückkehr nach Capri“ wird ein Stück weit die Vorgeschichte erzählt, in der Lucia Neapel verlässt, nach Capri zu ihrer Familie zurückkehrt, die Signora Farnese kennenlernt und dort eine Anstellung findet.

Natürlich kann man den eigentlichen Roman auch lesen, wenn man diese Vorgeschichte nicht kennt. Aber schöner ist es natürlich, beides gleich in einem Rutsch hintereinander weg zu verschlingen.