„Achtsam morden am Rande der Welt“ | |
von Karsten Dusse | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Heyne |
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Buchform | gebunden, eBook |
Erschienen | April 2021 |
Seiten | 381 |
Erhältlich bei | genialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier) |
Mit großer Begeisterung habe ich die beiden rabenschwarzen Krimis „Achtsam morden“ und „Das Kind in mir will achtsam morden“ gelesen und seither voller Ungeduld auf das Erscheinen von Band 3 gewartet. So viel sei vorweg verraten: Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Die Geschichte beginnt gleich mit einem Knall. Buchstäblich. Dann sinkt der Pilgerkamerad von Björn Diemel getroffen zu Boden. Doch galt die tödliche Kugel wirklich ihm? Oder sollte nicht vielleicht doch Björn Diemel, Anwalt und Boss zweier Mafia-Clans, das eigentliche Opfer sein?
Eigentlich läuft es in Björns Berufsleben gerade ziemlich gut – wenn da nicht der Zwischenfall mit den beiden Chinesen und dem Bauschaum wäre, der Björns ruhiges Leben durcheinander wirbelt. Und das ausgerechnet an seinem 45. Geburtstag! Dazu kommt der neue Freund von Björns Ex-Frau Katharina, den er bereits von früher kennt, ein eher unrühmliches Kapitel seines früheren Daseins als Strafverteidiger. Alles in allem steht Björn plötzlich kurz vor einer Midlife-Crisis, weshalb ihm sein Achtsamkeitscoach Joschka Breitner zu einer Auszeit rät und ihn kurzerhand zum Pilgern auf den Jakobsweg schickt.
Dort will Björn für sich vor allem drei Fragen klären: Was ist der Sinn des Lebens? Welches Verhältnis habe ich zum Tod? Was brauche ich wirklich für ein erfülltes Leben? Doch schon bald gesellen sich eine vierte und fünfte Frage hinzu: Wer trachtet mir nach dem Leben? Und wie schaffe ich es, am Leben zu bleiben? So gestaltet sich der Jakobsweg für Björn bisweilen leider nicht ganz so besinnlich wie erhofft. Doch am Ende gewinnt er jede Menge neuer Kenntnisse über sich selbst und über andere. Das Buch endet, wie es begonnen hat: mit einem großen Knall.
Wieder einmal konnte ich den Krimi kaum aus der Hand legen, so spannend ist die Geschichte geschrieben. Gleich mehrmals wird der Leser auf falsche Fährten gelockt und es gilt, zusammen mit Björn so manche brenzlige Situation zu überstehen. Das hat nicht unwesentlich mit einem Stierrennen in Pamplona, mit einem Weinbrunnen, einem verlassenen Haus und mit dem Ende der Welt zu tun.
Zum Glück gibt es auch diesmal wieder jede Menge Stoff zum Schmunzeln, was vor allem an Karsten Dusses Schreibstil und seinem genialen Wortwitz liegt. Das ist aber auch kein Wunder: Der gelernte Rechtsanwalt war jahrelang als Autor für verschiedene TV-Formate tätig und wurde dafür mit dem Deutschen Fernsehpreis und mehrfach mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet sowie für den Grimme-Preis nominiert. Ich liebe diese Art von schwarzem Humor!
Auch das Thema Achtsamkeit kommt natürlich nicht zu kurz. Wie schon in den beiden Vorgängerbänden, ist auch diesmal wieder jedem Kapitel ein Aspekt aus den Achtsamkeitsratgebern von Joschka Breitner vorangestellt. Und da ist durchaus der eine oder andere Rat dabei, den man im Alltag gut beherzigen kann.
Vor vielen Jahren habe ich mit wachsender Faszination Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ gelesen und später auch den gleichnamigen Film gesehen. Beides hat mir viel Lust darauf gemacht, eines Tages selbst den Jakobsweg zu gehen. Karsten Dusses Buch hat diesen Wunsch wieder etwas relativiert, denn mittlerweile soll der klassische Jakobsweg nach Santiago de Compostela wohl sehr überlaufen sein, was im Krimi an mehreren Stellen anschaulich geschildert wird. Dafür wird ein anderer Wunsch sehr befeuert, nämlich der Wunsch nach weiteren Krimis aus Dusses Feder. Ich weiß nicht, ob die Geschichte von Björn Diemel mit diesem dritten Band zu Ende erzählt ist, irgendwie würde es ganz gut passen. Andererseits hätte ich wirklich große Lust, noch mehr von diesen wunderbar skurrilen Geschichten zu lesen.
Allen, die die Bücher noch nicht kennen, kann ich nur dringend raten, sie zu lesen – am besten aber wirklich der Reihe nach, denn auch wenn die Geschichten der drei Bände in sich jeweils abgeschlossen sind, so bauen sie doch aufeinander auf und vieles ist verständlicher, wenn man die Vorgeschichte kennt.
Wer mehr über den Autor erfahren will, findet auf der Homepage des Heyne-Verlags ein sehr lesenswertes Interview.
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]