Mordsgipfel – Premierenlesung auf dem Olympiaturm

Erstellt am 11.4.22. Kategorie: Dies & Das

Der Zufall wollte es, dass ich gleich an zwei Sonntagen hintereinander im Münchner Olympiapark war: Am ersten Sonntag nahm ich bei strahlendem Sonnenschein und frühlingsmilden Temperaturen an einer Führung durch das olympische Dorf teil. Für den zweiten Sonntag hatte ich mich bei der Münchner Buchhandlung libro fantastico zu einer ganz besonderen Lesung angemeldet, die auf dem Olympiaturm (186,5 m) stattfinden sollte. Was für eine coole Location! Das dachten sich auch viele andere Leute, denn die Lesung war ruckzuck ausverkauft, so dass ich erstmal auf der Warteliste landete. Doch ich hatte tatsächlich Glück: Am Samstag Vormittag klingelte bei uns das Telefon und mein Mann, der das Gespräch annahm, sagte gleich in meinem Namen zu.

So machte ich mich also am Sonntag Nachmittag auf den Weg nach München – diesmal allerdings bei Schnee und grauem Himmel. Aber das machte mir nichts aus, ganz im Gegenteil: Ich war noch nie zuvor im Winter auf dem Olympiaturm, es würde also auch in diesem Sinne eine Premiere für mich sein. Deshalb nutzte ich erst einmal die Gelegenheit für ein paar Fotos. Leider war die Aussichtsplattform im Freien wegen des Wetters gesperrt, so dass ich nur durch die Fensterscheibe fotografieren konnte.

Das erste Bild entstand auf dem Weg von der U-Bahnstation zum Olympiaturm, das zweite Bild zeigt die BMW-Welt und im Hintergrund die Allianz-Arena. Auf Bild Nummer drei sieht man das olympische Dorf, das ich die Woche zuvor besucht hatte, und auf Bild Nummer vier den Blick über den Olympiaberg in Richtung Innenstadt:

Der Olympiaberg spielte auch gleich bei der Lesung eine wichtige Rolle. Bei dem Buch „Mordsgipfel“, erschienen im Münchner Verlag edition tingeltangel, handelt es sich um eine Anthologie mit 14 Kurzkrimis, die allesamt irgendwo in den bayerischen Bergen spielen. Vier der Autor*innen traten bei der Premierenlesung auf, einige mehr waren als Gäste vor Ort. Die Lesung fand übrigens im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Olympischen Spiele von 1972 statt.

Den Anfang machte Heidi Rehn. Ihr Kurzkrimi „Gottesurteil“ spielt auf dem Olympiaberg und bescherte mir ein Wiedersehen mit Emil Graf und Billa Löwenfeld, dem Ermittlerduo aus Heidis Krimireihe rund um das München der „Stunde Null“, von dem bisher die Bände „Das doppelte Gesicht“ (spielt 1945) und „Die letzte Schuld“ (spielt 1946) erschienen sind. Der Kurzkrimi ist im Januar 1948 angesiedelt.

Es folgte Friederike Schmöe mit „Erst, als du tot warst“, das auf dem Ochsenkopf im Fichtelgebirge angesiedelt ist und zwar zu einer Zeit, als nicht weit von dort noch die innerdeutsche Grenze verlief, was im Krimi auch eine wichtige Rolle spielt.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit Harry Kämmerer und „High Noon am Osser“, das ist ein Berg im Bayerischen Wald. Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ja gewissermaßen ein Urwald, in dem die Natur weitestgehend sich selbst überlassen bleibt. Das kann auch mal, wie in dieser Geschichte, zu einer dramatischen Gerölllawine führen…

Zuguterletzt genossen wir Zuhörer*innen noch „Gipfelkunst“ von Beatrix Mannel. Dieser Kurzkrimi entführte uns in die Ammergauer Alpen und zum Beginn des 20. Jahrhunderts, in eine Zeit, als weibliche Malerinnen noch nicht ernst genommen und von ihren männlichen Kollegen bestenfalls belächelt wurden. Nicht nur mich erinnerte die im Kurzkrimi geschilderte Beziehung zwischen einer jungen Künstlerin und ihrem „Mentor“ an Gabriele Münter („Die Malerin“) und Wassily Kandinsky, auch wenn diese beiden Künstler nicht direkt Vorbilder für die Geschichte waren.

Bereits in der Pause hatte Buchhändlerin Barbara Weiß von libro fantastico Thomas Endl, den Verleger der edition tingeltangel, vorgestellt. Am Ende der Lesung gab es für alle vier Autor*innen nochmal einen kräftigen Schlussapplaus.

Mir hat die Lesung sehr gut gefallen und nach einer Weile empfand ich die übrigen Besucher des Olympiaturms, die während der Lesung entlang der Panoramafenster an uns vorbeispazierten, auch gar nicht mehr als störend. Letztlich erreichte das Buch so ja sogar noch mehr Leute als nur die 30 Zuhörer*innen. In der Pause hatte ich mir den Krimi gleich gekauft und auch von einigen der anwesenden Autor*innen signieren lassen. Die Aufmachung des Buches mit dem Umschlag und den Autorenfotos finde ich übrigens sehr gelungen. Hinter jedem Kurzkrimi stehen noch ein paar persönliche Anmerkungen des jeweiligen Autors, Infos zum Verfasser und zu dem Ort, an dem die Geschichte spielt.

Natürlich wurden während der Lesung die vier Kurzkrimis nicht ganz bis zum Ende vorgelesen. So hatte ich auf der Heimfahrt gleich noch eine spannende Lektüre, denn natürlich wollte ich nun unbedingt wissen, wie diese vier Geschichten ausgehen. Und auch die übrigen zehn Krimis werde ich so bald wie möglich lesen, zumal ich ein paar der Autor*innen schon aus den Krimianthologien „Mordsmäßig Münchnerisch“ kenne.

  • Daniela Esch: Am Geigelstein ist Musik
  • Marta Donato: Absturz eines Schwarzrocks
  • Alexandra Kolb: Schattenkind
  • Bettina Brömme: Das Geständnis
  • Bernhard Hagemann: Der Kofall
  • Markus Richter: Die Königshütte am Ochsenälpeleskopf
  • Arno Wilhelm: Wanderzeit
  • Wolfgang Schweiger: Zwischenfall am Teisenberg
  • Nicole Eick: Übern Rand
  • Manuela Obermeier: Öha

Bevor ich mich aber auf den Heimweg machte, musste ich unbedingt noch einen kurzen Spaziergang durch den Olympiapark machen und noch einmal die herrlich blühenden Kirschbäume bewundern, die auch mit Schneeresten auf den Blüten einen ganz besonderen Reiz haben:

So war auch dieser Sonntag im Olympiapark wieder rundum gelungen und ich freue mich sehr, dass ich bei der tollen Lesung dabei sein durfte.