Das kleine Buchcafé an der Isar

Erstellt am 26.9.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Das kleine Buchcafé an der Isar“
von Emilia Thomas
Bewertung
★★★★☆
Verlag be-heartbeat by Bastei Lübbe
Buchform eBook
Erschienen September 2022
Seiten 269
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Eigentlich habe ich ja inzwischen restlos die Nase voll von Buchtiteln, die mit „Der/die/das kleine“ anfangen, mit „Café/Buchladen/Bäckerei“ usw. weitergehen und dann mit einer möglichst lauschigen Ortsangabe enden. Eigentlich. Als Münchnerin wurde ich beim Wort „Isar“ dann aber doch hellhörig und weil der Klappentext dann auch noch einen „wunderschönen Wohlfühl-Liebesroman mit ganz viel Münchner Charme“ versprach, wurde ich doch neugierig auf die Geschichte.

Darum geht’s: Marlene stammt eigentlich aus Frankfurt, ist aber vor einiger Zeit nach München gezogen, in eine WG mit ihrer besten Freundin. Sie hat einen Doktortitel in Literaturwissenschaften, aber aus verschiedenen Gründen, die erst nach und nach ans Licht kommen, ihren letzten Job gekündigt und ist seitdem auf Arbeitssuche, was gar nicht so leicht ist. Weil sich die Miete ja leider nicht von selbst zahlt, nimmt Marlene übergangsweise einen Aushilfsjob im Laden gleich um die Eckean. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Kiosk, Lottogeschäft, Café und Buchladen, alles ist total verstaubt und die Besitzerin ziemlich bärbeißig.

Mit viel Geduld und Beharrlichkeit gelingt es Marlene, das Vertrauen der Ladenbesitzerin zu gewinnen. So kann sie allmählich ein paar Neuerungen einführen wie zum Beispiel einen abendlichen Schreibkurs, der ihr und ihren Teilnehmern viel Spaß macht. Dabei lernt sie auch Amelie kennen, ein junges Mädchen, das nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, sein Schicksal aber mit bewundernswertem Optimismus meistert. Die beiden freunden sich an und so lernt Marlene auch Amelies großen Bruder Johannes kennen. Der lässt ihr Herz zwar sofort höher schlagen, doch Johannes ist bereits vergeben, außerdem ist er manchmal seltsam abweisend…

Was mir an diesem Roman wirklich gut gefallen hat, ist, dass die Handlung deutlich mehr Tiefgang hat, als ich angesichts des kitschigen Titels erwartet hätte. Marlene muss im Laufe der Geschichte lernen, dass es nicht darauf ankommt, welche Erwartungen ihre anspruchsvolle Mutter oder andere Personen an sie haben, sondern nur darauf, was sie selbst vom Leben will, doch das muss sie erst noch herausfinden. Es geht außerdem um falsche Entscheidungen, um Schuld und Unschuld, um schwierige Eltern-Kind-Beziehungen und einiges mehr, was einem Happy End im Wege steht.

Nur was den „Münchner Charme“ angeht, bin ich enttäuscht worden. Ja, Marlene und ihre Freundinnen besuchen ein paarmal den Flaucher, einen beliebten Badestrand am Isarufer, aber eigentlich war es das dann auch schon mit Münchner Flair. Die Geschichte hätte genau so gut in einer x-beliebigen anderen Stadt mit Flussufer spielen können, schon die Architektur auf dem Cover passt so gar nicht nach München. Insofern wurden meine Erwartungen also enttäuscht, dafür wurden sie an anderer Stelle übertroffen. Alles in allem eine sehr schöne, leicht zu lesende Geschichte mit Herz, Tiefgang und einigen überraschenden Wendungen.

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]