Die Reporterin – Zwischen den Zeilen

Erstellt am 30.3.23. Kategorie: Buchrezensionen
„Die Reporterin - Zwischen den Zeilen“
von Teresa Simon
Bewertung
★★★★★
Verlag Heyne
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen März 2023
Seiten 413
Erhältlich beigenialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier)

Von Brigitte Riebe alias Teresa Simon habe ich schon einige Bücher gelesen, die mich allesamt begeistert haben. Ausnahmslos jedes davon hat bislang von mir eine 5-Sterne-Bewertung bekommen. Und so war meine Vorfreude groß, als ich erfuhr, dass die Autorin an einem Zweiteiler schreibt, der im München der 1960er Jahre spielt und sich um eine junge Reporterin dreht. Meine hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Hauptfigur im gerade erschienenen ersten Teil der Dilogie ist Marie, Anfang 20. Nach dem Willen ihrer Eltern studiert sie Pharmazie und arbeitet in der elterlichen Drogerie, doch eigentlich hängt ihr Herz am Schreiben, sie möchte unbedingt Journalistin werden. Doch von der Journalistenschule, an der sie sich heimlich beworben hat, kommt eine Absage und auch ihre Bewerbungen um ein Volontariat bei einer der vielen Münchner Zeitungen werden allesamt abschlägig beschieden.

Da kommt ihr der Zufall zuhilfe und sie ergattert ein dreimonatiges Praktikum bei der Zeitung „Der Tag.“ Dort begegnet sie dem Gesellschaftskolumnisten Viktor Bárthoy, der zu ihrem Mentor wird. Mit viel Fleiß und gegen so manchen Widerstand erarbeitet sie sich die Anerkennung ihrer Kollegen, wird schließlich zur angesehenen Redakteurin der Seite „Blitzlicht“ und ändert ihren Namen: Als Malou Graf erringt sie das Vertrauen der Prominenten, über die sie schreibt.

Doch so gut es beruflich läuft, so schwierig ist ihr Privatleben. Ihre Eltern nehmen ihr die berufliche Wahl so übel, dass der Kontakt abbricht, vor allem Maries Mutter ist unversöhnlich. Und auch in Liebesdingen muss Marie so manche Turbulenzen überstehen und auch einige Verluste verkraften. Und dann ist da noch das Geheimnis um ihre Herkunft, über das ihre Mutter beharrlich den Mantel des Schweigens breitet…

Für mich war bei der Lektüre natürlich besonders interessant, mehr über die Arbeit als Reporterin in den frühen 1960er-Jahren zu erfahren. Die Geschichte spielt zwischen 1962 und 1965 und behandelt einige der wichtigsten politischen Ereignisse dieser Zeit: die Kuba-Krise, die Ermordung John F. Kennedys, den Besuch von Charles de Gaulle und Queen Elizabeth II. in München. Und vor allem im Promi-Sektor liest sich der Roman wie ein Who-is-who der deutschen Film- und Fernsehlandschaft der damaligen Zeit: Malou interviewt unter anderem Pierre Brice, Peter Kraus, die Kessler-Zwillinge oder Thomas Fritsch.

Auch gesellschaftliche Themen werden behandelt: Der Umgang mit Homosexuellen, die frisch aufgekommene Verhütungspille, die dunklen Seiten des Münchner Nachtlebens, die Rolle der Frauen zwischen Emanzipation und Unterdrückung. So entsteht nicht nur ein stimmiges Bild der „Swinging Sixties“ in München, sondern auch ein überaus spannender Roman, den ich kaum noch aus der Hand legen konnte und innerhalb von zwei Tagen gelesen habe. Am Ende gibt es erste Anzeichen zur Lüftung des Familiengeheimnisses, zu dem ich schon recht früh in der Lektüre so meine Vermutungen hatte. Doch das Buch endet mit einem Cliffhanger, deshalb warte ich nun sehnsüchtig auf Band 2, der laut Verlag Mitte August erscheinen wird.

Gestern, am 29. März 2023, war Brigitte Riebe zu Gast im Bayerischen Fernsehen in der Sendung „Abendschau“, das Interview kann in der BR-Mediathek angesehen werden (Dauer knapp 6 Minuten).

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]