Südbahn nach Triest

Erstellt am 16.4.24. Kategorie: Buchrezensionen
„Südbahn nach Triest“
von Günter Neuwirth
Bewertung
★★★★★
Verlag Gmeiner
Buchform kartoniert, eBook
Erschienen März 2024
Seiten 375
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Seit nunmehr drei Jahren bin ich ein großer Fan der in Triest angesiedelten historischen Krimireihe von Günter Neuwirth. Eigentlich dachte ich 2023, nach dem dritten Band sei Schluss, doch nun ist zu meiner großen Freude doch noch ein vierter Teil erschienen. Dabei geht es, wie der Titel schon sagt, um die legendäre Südbahn, die in der k.u.k-Monarchie gebaut wurde, um die Hauptstadt Wien mit der Hafenstadt Triest zu verbinden. Von dieser Südbahn habe ich schon einiges gehört, daher war ich nun umso neugieriger auf diese Neuerscheinung.

Wien / Triest 1908: Die erste Hälfte des Buches spielt gar nicht in Triest, sondern in Wien. Dorthin ist Kommissar Bruno Zabini gereist, um Verwandte zu besuchen. Kurz zuvor wurde in Wien Henriette Hohenau ermordet, eine wohlhabende Witwe, deren Testament für einigen Ärger unter ihren Verwandten gesorgt hat. Doch keinem der Tatverdächtigen ist etwas nachzuweisen, alle haben ein Alibi, die Wiener Polizei tritt auf der Stelle. Da sowohl die Verstorbene als auch einige ihrer tatverdächtigen Verwandten Verbindungen nach Triest haben, nimmt der in Wien zuständige Inspector Conrad Speyer Kontakt zu Bruno Zabini auf, um sich über die Gegebenheiten in den „Küstenlanden“ der Monarchie ins Bild setzen zu lassen.

Der Zufall will es, dass Bruno einige Tage später auf seiner Heimreise nach Triest in der Südbahn auf die drei Brüder Kestranek trifft, drei Großneffen und Erben von Henriette Hohenau. Bruno nutzt die Gelegenheit, mit den dreien ins Gespräch zu kommen und sie unauffällig auszuhorchen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er nicht, dass noch zwei weitere Personen im Zug sitzen, die eine Verbindung zu Henriette Hohenau hatten: ihr Zimmermädchen Ottilie und ihr Kammerdiener Lubomír Pospischil, die aus ganz unterschiedlichen Motiven nach Triest reisen. Doch als der Zug in der Hafenstadt eintrifft, wird im Gepäckwagen eine Leiche gefunden.

Ab jetzt ermittelt Bruno Zabini ganz offiziell und jetzt nimmt auch die Krimihandlung Fahrt auf, denn Bruno und sein Team müssen alle Kräfte bündeln, um dem „Südbahn-Mörder“ auf die Spur zu kommen – wobei sie schnell entdecken, dass dieser Mord zu jenem in Wien in Verbindung steht. Dennoch können sie nicht verhindern, dass es bald eine dritte Leiche gibt, diesmal in einem Triester Hotel. Und auch hier gibt es eine direkte Verbindung zu Henriette Hohenau.

Wie oben erwähnt, entwickelt sich die eigentliche Krimihandlung so richtig erst in der zweiten Buchhälfte. In der ersten Buchhälfte begleitet man Bruno und seine Geliebte Luise auf ihren Ausflügen in Wien. Eingestreut sind zwar einige Kapitel, die aus der Sicht von Conrad Speyer oder aus der Sicht der Kestraneks erzählt werden, doch der Fokus liegt auf Brunos Reise. Entsprechend plätschert die Handlung erstmal nur so dahin. Das könnte langweilig sein, ist es nach meinem Empfinden aber nicht, weil ich die Sprache des Romans so unglaublich schön fand und deshalb beim Lesen förmlich darin geschwelgt bin und die Lektüre als puren Genuss empfunden habe.

Als dann schließlich die Krimihandlung in den Vordergrund trat, fand ich auch diese sehr unterhaltsam. Zwar konnte ich den Kreis der möglichen Täter recht schnell eingrenzen und hatte schon bald den richtigen Verdacht, aber die Spannung hat darunter nicht gelitten. So habe ich das Buch am Ende mit einem sehr zufriedenen Gefühl beendet – obwohl: Eigentlich wollte ich gar nicht, dass die Geschichte endet, weil ich mich darin so wohl gefühlt habe. Ich hoffe also sehr, dass dem vierten irgendwann auch noch ein fünfter Band folgen wird! Deshalb habe ich beim Verlag nachgefragt und erfahren, dass die Reihe tatsächlich fortgesetzt werden soll. Band 5 wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 erscheinen, juhu!

Über die legendäre Südbahn von Wien nach Triest habe ich vor vielen Jahren mal eine interessante Doku im Fernsehen gesehen. Leider habe ich keinen aktuellen Link zu einer Mediathek gefunden, nur den Hinweis, dass die Doku im Mai auf 3Sat und im ORF wiederholt wird. Immerhin gibt es dabei einen ausführlichen Text über die Doku und vielleicht nach der Ausstrahlung ja auch wieder einen link zur Mediathek, wer weiß. Auf jeden Fall bin ich beim Lesen auch wieder in Erinnerungen an unseren wunderbaren Urlaub in Triest vor zwei Jahren geschwelgt. Von den tollen Kaffeehäusern dort schwärme ich noch heute und wenn im Buch die Rede war von Bahnhof, Hafen, dem Canal Grande oder den schönen Plätzen der Stadt, dann hatte ich immer gleich ein genaues Bild vor Augen.

Hier nochmal alle vier bisher erschienenen Bände der Krimireihe im Überblick. Die Kriminalfälle sind jeweils in sich abgeschlossen, somit können die Bücher theoretisch auch unabhängig voneinander gelesen werden. Das Privatleben von Bruno Zabini entwickelt sich im Laufe der Reihe aber weiter, so dass es schon Sinn macht, die Bücher der Reihe nach zu lesen. Ich persönlich bin ja auch ein großer Fan der wunderschönen Buchcover:

  1. Dampfer ab Triest (erschienen 2021)
  2. Caffè in Triest (erschienen 2022)
  3. Sturm über Triest (erschienen 2023)
  4. Südbahn nach Triest (erschienen 2024)

[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]